Pia und ich haben jetzt richtig viel zu tun. Die ersten zwei Wochen bestand unsere Arbeit vorrangig aus warten, auf Lehrer, Direktoren und vor allem die Schüler. Es stellte sich heraus, dass der Einstieg nach 5 Wochen Ferien gar nicht so leicht ist und man erst mal Präsenz und Ausdauer beweisen muss, bis die vereinbarten Termine eingehalten werden. Wir besuchen die meisten Schulen nach dem regulärem Unterricht, also gegen 15Uhr. Manchmal haben die Schüler aber auch spontan früher Schluss oder andere Aktivitäten, wie zum Beispiel Fußballspiele an denen sie teilnehmen. Teilweise sitzen wir mehrere Stunden an den Schulen, um zu warten bis die Schüler auftauchen. Ab und zu kam dann jemand um uns zu versichern er würde die anderen holen und nach einer Stunde kam er dann doch allein, gar nicht oder mit nur zwei Schülern wieder. Die Teilnahme an unserem Projekt ist freiwillig und wir sind auf die Motivation der Teilnehmer angewiesen. In den ersten zwei Wochen hat mich Pia den Schülern die gekommen sind vorgestellt und wir haben neue Termine mit ihnen ausgemacht. Da wir bis zur Weltmeisterschaft (11.Juni) mit der Arbeit an den Schulen durch sein wollen und ich danach mit dem Layout starten werde, damit wir Ende des Monats drucken können, ist unsere Zeit sehr knapp bemessen. Deswegen mussten wir uns mit einigen Schulen auf zwei Treffen die Woche einigen. Mein Tagesplan ist nun ziemlich ausgebucht, da wir bis zu 2 Schulen an einem Tag besuchen und wir dafür viel und lange mit dem Tro Tro unterwegs sind.
Normalerweise haben wir 8 bis 15 Schüler an einer Schule, nur an der Edinaman in Elmina sind es ca. 20. Eigentlich hatte ich mich in den letzten Tagen schon 3x darauf vorbereitet meinen Workshop an anderen Schulen zu starten, jedoch vielen die Treffen dann jedes mal überraschend ins Wasser. An diesem Samstag soll es jedoch tatsächlich soweit sein. Die Edinaman ist auf einem Berg mit Blick auf Elmina und das Meer gelegen. Die Schule ist sehr schön und im Gegensatz zu den anderen exzellent ausgestattet. Mein Workshop findet im großen Computerraum statt und wir setzten uns zum verantwortlichen Lehrer ins Klassenzimmer. Die Schüler sind noch beim Essen und nach fast einer Stunde warten bin ich mir eigentlich sicher, dass Heute wieder kein Workshop stattfinden wird. Doch nach und nach strömen dann plötzlich immer mehr Jugendliche in den Raum und am Ende starren mich über dreißig Augenpaare gespannt an. Mit der Menge an Schülern hätte ich im Leben nicht gerechnet. Ins Geheim wünsche ich mir die Male vorher hätten stattgefunden und ich hätte die Möglichkeit gehabt vor einer kleinen Gruppe zu üben, doch jetzt muss ich wohl ins kalte Wasser springen. Ich stelle mich vor und beginne den Kurs mit einer Frage: “Warum denkt ihr sind Fotos so wichtig für Zeitungen und Magazine?” - Stille, niemand meldet sich. Zweite Frage: “Würdet ihr ein Magazin ohne Bilder lesen wollen?” - Eindeutiges Kopfschütteln bei den Schülern. Dritte Frage: “Warum nicht?” Ich warte und dann sehe ich doch noch wie sich ganz hinten in der letzten Reihe zaghaft ein Zeigefinger in die Luft streckt - meine Rettung! Der Knoten ist geplatzt und nach und nach Melden sich mehr Schüler und ich bin erfreut über die unterschiedlichen und richtigen Antworten. Nach diesem kleinen Einstig gehe ich sehr rudimentär auf die Geschichte des Fotojournalismus, Indikatoren und Wirkung ein. Außerdem finde ich es besonders Wichtig im Zusammenhang mit dem technischen Fortschritt zu erklären, dass Fotos sehre leicht manipuliert werden können und nicht alles was man sieht der Wahrheit entspricht. Oft werden Berichte, besonders mit Untermalung von Fotos sofort als Tatsache hingenommen.
Zum Beispiel hing neulich ein Juju (so etwas wie Voodoo) Plakat in der Schneiderei von Patience auf der eine absurde und sehr schlecht manipulierte Bildergeschichte zu sehen war. Mir erschloss sich der Sinn nicht ganz, denn zu sehen waren Geldspeiende Schlangen, verrückte Juju Priester und ein weinendes Mädchen. Patience erklärte uns ganz bestürzt, dass der Priester dem Mädchen Haare geklaut hat, um sie zu verhexen und anschließend zu erpressen. Entweder sie bringt ihm die Person die sie am meisten liebt oder sie wird verrückt und stirbt. Daraufhin kommt das Mädchen mit ihrer Mutter wieder und der Fetischpriester verhext diese in eine Schlange, vor schreck rennt das Mädchen weg und die Schlange spuckt für den Zauberer viel Geld aus. Wäre das Mädchen dort geblieben hätte sie die Schlange und das Geld bekommen. !? Diese absurden Geschichten werden hier sehr ernst genommen, insbesondere durch die Fotos die natürlich Tatsachen widerspiegeln.
Den Schülern versuche ich nun also eine kritischeren Umgang mit Fotos beizubringen. Klappt wahrscheinlich nicht, ist mir aber trotzdem wichtig und vielleicht zieht der ein oder andere zumindest die Möglichkeit in Betracht, dass nicht immer alles der Wahrheit entspricht was man sieht. Im Anschluss erkläre ich ein bißchen vom technische Grundwissen. Wir benutzen meine und Pias kleine Digital Kameras. Um meine Spiegelreflex hätte ich ehrlich gesagt etwas Angst, denn fast alle Schüler hatten noch nie eine Kamera in der Hand. Da aber alle gern fotografiert werden und Fotos von sich lieben sind sie natürlich entsprechend interessiert. Ich teile die große Menge an Schülern in drei Gruppen auf und gemeinsam mit ihrem Lehrer, der zum Glück auch eine Kamera dabei hat, machen wir Übungsfotos auf dem Schulgelände, unter dem Thema Einzel- und Gruppenportraits. Die Jugendlichen sind begeistert vom Fotos schießen und machen sehr gut mit. Lustig finde ich, dass in Ghana auf Fotos nicht gelächelt wird sondern ernst geguckt wird. Alles klappt überraschend gut und am Ende des Workshops besprechen wir welche Motive wir für ihre Artikel nehmen wollen. Das nächste Treffen soll in der Stadt von Elmina stattfinden, damit wir Fotos vom Markt machen können.
Wo bin ich:
Ja, ich habe geringfügig zugenommen -:) und nein, ich habe nicht vor so zurück zu kommen:
Wie man hier gut sehen kann, in Ghana guckt man im Gegensatz zu uns, auf Fotos ernst.
Hier der Kurs an der Hollywood Hoighschool, ebenfalls in Elmina:
Freitag, 11. Juni 2010
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