Freitag, 11. Juni 2010

1.Malaria oder Thypus?

Nachdem bei Pia Typhus festgestellt wurde geht es ihr ziemlich schlecht. Sie kann nichts Essen, ihr Fieber steigt und als sich ihr Zustand am zweiten Tag verschlechtert, fahren Adrian und Lily mit ihr ins Krankenhaus nach Takoradi. Zum Glück muss sie nicht bleiben, bekommt jedoch neue Medikamente verschrieben. Eines von der Apotheke empfohlenen Mittel hätte sie gar nicht einnehmen dürfen. Die Bluttests werden hier in einem Labor gemacht, dass nur für Blutabnahmen und deren Auswertung zuständig ist. Danach bekommt man ohne weitere Erklärungen oder Empfehlungen, einen Zettel überreicht auf dem die Ergebnisse stehen. Mit diesem Dokument geht man zur Apotheke und kann nur hoffen, dass die Angestellten wissen was sie verschreiben müssen. Ausgebildetes Personal gibt es meistens nicht, oft stehen sehr junge Männer hinter dem Tresen, die eher wenig Ahnung zu haben scheinen und die Medikamente stapeln sich in verstaubten Haufen in den Regalen. Besonders ins Auge fallen mir immer die vielen unterschiedlichen Vitamine, Muskelaufbaumittel, Bleichmittel für die Haut und kuriose Tinkturen die über 100 Krankheiten heilen sollen. Interessant finde ich auch, dass Tabletten einzeln verkauft werden können und manchmal auch nur das Pulver aus einer Tablette verwendet wird, um z.B Wunden zu versorgen. Man muss also ziemliches Glück haben, um eine professionelle Beratung zu bekommen, denn Ärzte gibt es nur im Krankenhaus, verbunden mit extrem langen Wartezeiten.

Die neuen Medikamente bei Pia wirken jedenfalls und nach wenigen Tagen geht es ihr wider besser. Jetzt bemerken jedoch Hanna und Milena, dass es ihnen nicht besonders gut geht. Hanna bekommt leichtes Fieber und entschließt sich auch einen Test in Cape Coast zu machen. Ich bin an diesem Tag früh aufgestanden, um mir in Cape noch nützliche Dinge wie Kerzen (Stromausfall), Stoffe (Kleider kann man nie genug haben) und Batterien (die nur zehn Minuten halten) zu kaufen. Als ich schwer bepackt mit meinen Besorgungen Hanna Anrufe, um zu fragen ob wir zusammen nach Hause fahren wollen, hat sie schon ihren positiven Typhus Test erhalten. Wir treffen uns an der Car Station, ihr Fieber ist weiter gestiegen und als wir im TroTro losfahren zittert sie durch den Fahrtwind. Als wir in Komenda ankommen, wartet schon Milena an der Junction. Sie möchte jetzt vorsichtshalber ebenfalls einen Test machen lassen und auch bei ihr lassen sich Spuren von Typhus im Blut nachweisen. Schockiert von der Häufung an Erkrankungen, beschließe ich am nächsten Morgen auch einen Bluttest machen zu lassen. Der Arzt hat Pia nicht über die Ansteckungsgefahr von Typhus aufgeklärt und wir haben erst nachdem wir selbst etwas im Internet recherchiert haben, Vorsichtsmassnahmen ergriffen, aber offensichtlich zu spät.

Um rechtzeitig zur Abfahrt nach Accra, gegen Mittag wieder zurück in Komenda zu sein, fahre ich in aller früh mit dem Tro Tro erneut nach Cape Coast, um mich ebenfalls testen zu lassen. Ich bin erfreut das Labor auf Anhieb wieder zu finden und die einzige Patientin zu sein. Cape Coast ist sogar für Orientierungslegastheniker wie mich ein einfaches Pflaster, anfänglich dachte ich zwar ich würde mich hier nie zurecht finden, aber ähnlich wie in Komenda, geht es dann doch überraschend schnell. Nachdem ich einen Zettel ausgefüllt und trotz menschenleerem Warteraums eine Dreiviertelstunde warte, komme ich endlich dran. Ich gehe in den ans Wartezimmer angrenzenden kleinen offnen Raum. Hier sitzen drei Männer und unterhalten sich angeregt, während ich gewartet habe konnte ich sie schon hören. Einer von ihnen trägt einen weißen Kittel, ich soll mich auf einen Stuhl vor ihm setzten. Er schaut auf den zuvor von mit ausgefüllten Zettel und befragt mich zu meinem Namen. Interessiert hören auch die anderen zwei zu und stellen Fragen. Wie lang bist du schon hier? Wo wohnt deine Familie ect. Währendessen packt der Mann vor mir die Spritze aus ihrer sterilen Verpackung. Ich habe in den letzten Jahren eine ausgewachsene Spritzenphobie entwickelt und bin entsetzt über die Größe der Kanüle, schockiert wende ich meinen Kopf ab, um nicht auch noch Zeuge meiner Verstümmlung zu werden. In dieser Position fällt mein Blick auf ein Miniwaschbecken, auf dessen Ablage ein kleines, offensichtlich viel benutztes Stückchen Kernseife liegt. Das die Hände mit schlichter Seife sterilisiert werden beruhigt mich nicht gerade. Zu spät um darüber nachzudenken, ein kleiner Piecks und schon ist es vorbei. Ich gehe zurück in den Warteraum und komme ins Gespräch mit der Arzthelferin. Sie ist sehr nett und ich erfahre, dass sie 36 Jahre alt ist und schon sechs Kinder hat. Ich bin sehr überrascht denn sie sieht aus wie höchstens Ende zwanzig und finde es beeindruckend wie selbstverständlich sie ihren schwierigen Alltag meistert. Dann kommen weitere Patienten für Blutest und sie muss weiter arbeiten. Ich warte und beobachte die vielen unterschiedlichen Menschen die den Raum betreten. Nach  weiteren 1 1/2  Stunden kommt sie endlich mit meinen Ergebnissen, netterweise setzt sie sich sogar kurz zu mir und geht den Test mit mir durch. Ich bin jetzt doch etwas aufgeregt und froh darüber, dass sie sich die Zeit nimmt. Sie erklärt mir, dass in meinem Blut Spuren von Malaria und Typhus vorhanden sind. So ein Mist! Heute morgen hatte ich mich schon etwas schummrig gefühlt, jedoch nie damit gerechnet gleich  beides zu haben. Geknickt lasse ich mir von ihr den Weg zur Apotheke beschreiben. Dort angekommen werde ich von einem sehr jungen Mann bedient. Ich habe Pia vorher nach ihren, vom Arzt empfohlenen Medikamenten befragt  und verlange jetzt genau diese. Das Typhus Medikament haben sie leider nicht und er empfiehlt mir jetzt das Medikament vor dem Pia schon gewarnt wurde. Als letzte Rettung rufe ich nun Milena an und frage welches Mittel sie bekommen hat. Glücklicherweise nimmt sie noch ein anderes ein und dieses hat die Apotheke vorrätig.
Niedergeschlagen fahre ich nach Komenda zurück und mache mir Sorgen darüber das beide Krankheiten ausbrechen könnten. In meinem Zimmer angekommen muss ich mich direkt mit duschen beeilen, weil wir Heute alle gemeinsam nach Accra zum Goethe Institut fahren wollen.

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