Freitag, 11. Juni 2010

4. Die Arbeit geht los!

Heute besuche ich zum ersten Mal mit Pia eine der Schulen die am Youth Magazine Project teilnehmen. Nach Ampyni zur Cocsec fährt man ca. eine halbe Stunde. Unsere Termine sind meistens im Anschluss an den Schulunterricht gelegt. Als wir ankommen versammeln sich gerade alle Schüler vor der Schule zur täglichen Schulentlassung und Verkündung wichtiger Informationen und Regeln. In Ghana ist es üblich, dass alle Kinder Schuluniformen tragen und die Mädchen müssen sich ihre Haare kurz rasieren. Dies soll auf ihr junges Alter und die untergeordnete Stellung zu den Lehrerinnen und Lehrern hindeuten. Erst nach der Schule, als erwachsene Frau können die Haare getragen werden wie man will. Ganz normal ist auch, dass die Schüler alles für die Lehrer machen müssen. Ich sehe z.B. eine Schülerin wie sie ihrem Lehrer eine Telefonkarte bringt, die sie ihm während ihrer Schulzeit besorgen musste. Allgemein kann man hier die Kinder um alles bitten. Sie sind es gewohnt den Erwachsenen zu gehorchen und niemand würde auf die Idee kommen einen Dienst zu verweigern, sowie es in Deutschland bei Gleichaltrigen üblich ist. Ich muss gestehen, dass wenn auch sehr selten, wir selbst manchmal die kleinen Mädchen und Jungs aus der Nachbarschaft losschicken, um z.B. von uns vergessenen Dinge vom Markt zu besorgen. Sie  freuen sich uns helfen zu können und sind ganz stolz für uns Aufgaben zu übernehmen. In Deutschland unvorstellbar. Einmal war Cecilia sogar sauer auf mich, als ich nicht sie sondern ihre Freundin gefragt habe, ob sie mir noch eben Zwiebeln zum Kochen holen kann. Sicherlich ist ein Grund dafür auch die Süßigkeit die sie sich dann immer dazu kaufen dürfen. Die Kinder werden nicht so geschont wie bei uns und sehen es als Selbstverständlichkeit viele Aufgaben im Haushalt zu übernehmen und handeln ohne Widerworte. Wie ich diese Art der Erziehung finde vermag ich nicht zu beurteilen, ich denke alles hat seine Vor- und Nachteile. Neulich Nacht bin ich z.B. von lautem Geschrei aufgewacht. Schlaftrunken wie ich war, dauerte es eine Weile bis ich die Art und Ort des Lärms bestimmen konnte. Die Geräusche kamen aus dem Haus von Oma, der älteren Dame die im Gebäude von Pia und Milena wohnt. Sie schimpfte und schlug offensichtlich eines der zwei Mädchen die bei ihr wohnen und helfen. Ich konnte deutlich hören wie die hier übliche Bambusroute auf den Körper des kleinen Mädchen einschlug und das obwohl ihr Haus etwas entfernt steht. Das Kind selber schrie nach jedem Schlag wie am Spieß vor Schmerzen. Mir standen die Haare an Armen und Beinen zu Berge, nach jedem weiteren Schlag und Schrei drehte sich mir der Magen um. Ich sprang aus dem Bett um draußen zu schauen ob es wirklich Oma ist, die so herzlos auf ein kleines Mädchen einschlägt und um sie daran zu hindern weiter zu machen. Da sehe ich Pia und Milena, die schon vor ihrem Haus stehen und rufen. Oma hört sofort auf, doch die drauffolgenden Tage ist sie komisch und abweisend zu uns. Normalerweise steht es jungen Mädchen wie uns nicht zu sich einzumischen. Die Älteren wissen immer was richtig ist und wollte man sich vollständig anpassen hätte man wahrscheinlich nichts sagen dürfen. Auch wenn es sicherlich nicht jede Familie macht ist es doch üblich das Kinder hier noch geschlagen werden.  Ich bin jedoch nicht bereit dies einfach so hinzunehmen und froh darüber das die anderen Freiwilligen das genauso sehen. Gleichzeitig hoffe ich nie wieder in eine solche Situation zu kommen. Auch in der Schule werden die Kinder mit so einem Stock geschlagen. Pia und ich bekommen so etwas jedoch nie mit, weil die Schulen wissen das dies in westlichen Ländern nicht üblich und sogar strafbar ist. Einmal habe ich jedoch das Folterinstrument auf dem Tisch der Direktoren von der Hollywood Highschool in Elmina liegen sehen und war geschockt von der größe und dicke des Stocks.

Zurück zur Schule in Ampyni. Nach der Versammlung der Schüler warten wir in einem der Klassenräume auf die teilnehmende Gruppe Schüler. Nach und nach treffen fast alle ein. Ich stelle mich vor und erkläre ihnen meine Aufgabe. Weil die Schüler ihre Texte über die Ferien leider nicht fertig geschrieben haben, können wir Heute nur mit dem Zeitplan für die kommenden Wochen starten und machen ein Brainstorming für den Titel des Magazins. Mit meinem Fotoworkshop können wir erst anfangen wenn wir alle Texte für die Zeitung haben. Ich freue mich über die nach anfänglichen zögern rege Teilnahme der Schüler, besonders einer scheint geradezu übermotiviert und meldet sich bei jeder Frage. Zwei der Schüler können sehr gut zeichnen und ich bitte sie, zum nächsten mal ein paar Skizzen und Ideen für die Zeitung mitzubringen. Ich freue mich schon sehr auf die Zusammenarbeit mit dieser und den anderen Schulen. Leider werde ich wohl nicht allzu viel Gelegenheit bekommen sie alle richtig gut kennenzulernen. Bis zum 11.Juni (Start der WM) wollen wir nämlich mit allem durch sein, so dass ich das Layout zu Hause am Computer machen kann. Nach dem Start der WM ist hier nämlich nicht mehr mit einer wirklichen Teilnahme zu rechnen.

Noch nicht beim Youth Magazine Project, sondern beim wöchentlichen Deutschunterricht in der Bethel Moses Grundschule:

 


Ich möchte betonen das dieses Foto nach dem Unterricht entsanden ist und meine "Schüler" sonst interessierter drein schauen, auch wenn mit dem Handy telefonieren während der Stunde normal ist.

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