Freitag, 11. Juni 2010

3. Besuch im Krankenhaus

Während wir in Accra waren hat sich Hannas Zustand dramatisch verschlechtert und ein Freund hat sie in der Nacht, mit 40Grad Fieber ins Krankenhaus bringen müssen. Dort wurde erneut ein Bluttest mit ihr gemacht und festgestellt, dass sie gar kein Typhus, sondern Malaria mit außergewöhnlich hohen Werten hat.

Heute wollen wir sie besuchen und in aller Früh fahren Milena, Pia, Kukua und ich nach Takoradi. Es regnet und mit Regenmantel und Regenschirm stapfen wir durch den Morast zur Junction. Als wir im Tro Tro sitzen wird der Regen immer schlimmer. Es tropft von der Decke und der Maid (jedes Tro Tro hat einen Fahrer und einen Helfer der die Leute ins Auto holt und das Geld während der fahrt einsammelt) muss die ganze Stunde fahrt ein Handtuch unters Dach halten. Auf den Strassen entstehen regelrechte Sturzbäche und uns graut schon davor auszusteigen. Glücklicherweise hält ein Taxi direkt vor dem Bus und wir schaffen es nur halb durchnässt umzusteigen. Das Krankenhaus liegt in der Nähe vom Hafen und wir müssen noch kleines Stückchen fahren. Endlich angekommen betreten wir das Schwesternzimmer und bitten um Erlaubnis Hanna sehen zu dürfen. Die Schwestern sind sehr freundlich und freuen sich (wie alle hier) dass wir ein bißchen Fanti sprechen können. Als wir die Schwingtür zu den Patientenräumlichkeiten öffnen bin ich allerdings ziemlich schockiert. Unser Weg führt uns  durch ein zwölfbett Zimmer und der Raum gleicht einem Lazarett. Alle Betten sind belegt und viele scheinen schwerwiegende Erkrankungen zu haben. Eine Patientin ist extrem abgemagert, sie besteht nur noch aus Haut und Knochen und ihre Augen quellen unnatürlich aus den Höhlen hervor. Eine ältere Frau schreit unablässig, sie ist an ein Atemgerät angeschlossen und bei jedem Atemzug schreit sie laut vor Schmerz oder Anstrengung. Wir passieren eine weitere Tür (ein Holzrahmen mit Fliegengitter dazwischen gespannt) und gelangen in einen Raum der genauso aufgebaut ist wie der vorherige.  Links und rechts sind jeweils ca 6 Betten aufgereiht. Alles ist alt, benutzt, rostig und sieht nicht gerade steril aus. Die Frauen die hier liegen wirken teilweise apathisch, schlafen oder starren an die Wand. Im letzten Bett, zusammen gekauert und mit dem Rücken zu uns gekehrt liegt Hanna. Es hat reingeregnte und vor ihrem Bett hat sich eine große Pfütze gebildet. Als wir sie ansprechen ist sie froh uns zu sehen. Ihr geht es noch nicht sehr gut, sie ist sehr schwach, kann nicht essen und hat immer noch leichtes Fieber. Sie selbst fühlt sich aber gut aufgehoben im Krankenhaus und berichtet von netten Schwestern und Ärzten. Nur nachts kann sie nicht sehr gut schlafen, weil die Frau von neben an oft stundenlang schreit. Außerdem bekommt Hanna regelmäßig Spritzen in die Oberschenkel, von denen sie ihre Beine nicht mehr bewegen kann und durch die Infusionen kann sie manchmal nur noch ein rauschen im Ohr hören. Ich bin beeindruckt wie tapfer Hanna ihre Krankheit durchsteht, ich weiß nicht ob ich selbst so ruhig damit umgehen könnte. In der Nacht zuvor hat eine der Zimmernachberinnen um Hilfe gerufen. Sie hat eine große offene Wunde quer über den Bauch, die aufgegangen zu sein schien. Niemand hat eine Schwester für sie geholt, obwohl Hanna eigentlich noch zu schwach ist zum laufen, hat sie Hilfe geholt und ist danach vor anstrengung fats umgekippt. Milena die mit einer ebenfalls sehr schlimmen Malariaerkrankung, schon in Cape Coasst im Krankenhaus gelegen hat, erzählt mir,dass bei ihrem Aufenthalt eine junge Patientin im Bett neben ihr gestorben sei. Wenn ich mir das Krankenhaus hier so ansehe, den Erfahrungsberichten der anderen lausche und bedenke, mit was für schwerwiegenden Krankheiten man her kommt, möchte ich unter gar keinen umständen hier eingeliefert werden. Selbst wenn man vorher nicht krank war, ist die wahrscheinlich groß es hier zu werden. Als wir das Krankenhaus verlassen, sehen wir wie eine Kinderleiche aus der Tür geschoben und der kleine Körper abtransportiert wird.
Zum ersten mal wird mir wirklich bewusst, dass eine solche Reise ernst zu nehmende Risiken in sich trägt, die man nicht unterschätzen sollte. Wir alle hoffen dass es Hanna bald besser geht und sie schnell entlassen wird.

Auf dem Weg nach Takoradi:


Wo eben noch Strasse war entstehen dann schnell mal Sturzbäche:


Hanna tut nur so als würde sie gerade sterben...-:)

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