Freitag, 25. Juni 2010

Go Blackstars! Ghana Video von Tom und Milena

Leider noch keine neuen Berichte, hab grad viel mit der Arbeit zu tun. Aber dafür könnt ihr euch was viel besseres anschauen:
GO BLACKSTARS! Official Ghana Worldcup Support

Das Musikvideo zu Milenas WM - Song. Damit ihr mal einen Bewegtbildeindruck bekommt wie es hier zur WM ist!

Liebe Grüße
Steffi

Dienstag, 15. Juni 2010

Fotos...

Die kleine Sarah hier habe ich z.B. bemalt
Eine sehr freche aber niedliche Truppe!

Die Bemalung haben Milena, Tom und ich für den Videodreh, für ihr neues Videoprojekt gemacht. Milena hat einen Fußballsong geschrieben und in dem Video tauchen immer wieder die Ghana und Deutschlandfarben auf.

WM - Fieber

Endlich ist es soweit und ich kann direkt von meinem kleinen Zimmer in Komenda ins Internet gehen und bin nicht mehr abhängig vom Internet Café, dass seit zwei Wochen mal wieder nicht funktioniert. Der Internet Stick den ich jetzt habe reicht zwar leider nicht zum Skypen und fordert meine Geduld herraus, aber immerhin habe ich wieder Konakt zur Außenwelt!

Das Ghana und Deutschlandspiel habe ich überings gemeinsam mit meinen Nachbarn geguckt. Gemeinsam saßen wir in Patience kleinem Zimmer auf Boden und Bett, ich hatte ihr kleines Baby im Arm und meine neu erworbenes Ghana-Shirt an. Es war eine fröhliche und laute Runde und beim Tor für Ghana sind alle jubelnd rausgerannt. Aber auch Deutschland wurde reichlich angefeuert und ich freue mich schon sehr auf das große Deutschland vs. Ghana Spiel! Bei uns in Komenda hält sich das WM-Fieber noch in Grenzen, mehr los ist in den großen Städten wie Accra. Aber auch wir haben unseren spass!

15. Outtakes

Da unsere Zeitschrift nicht nur belehrend und informativ sondern auch unterhaltsam sein soll, haben wir die Schüler darum gebeten Gedichte, Witze und Rätsel aufzuschreiben. Außerdem habe ich die Schüler die gut Zeichnen können, um Comics und Skizzen zu den jeweiligen Themen gebeten. Nach und nach konnten wir einige Ergebnisse einsammeln, die mich bei näherem hinsehen zum Teil sehr überraschten. Einmal wollte ich zB. die Zeichnungen zum Thema Arbeitslosigkeit einsammeln und was ich bekomme ist ein Bild von einem ziemlich dicken, mit Bleistift gezeichneten Papageien. Der Vogel sah wirklich witzig aus und als ich den Schüler frage was genau denn dieser Papagei mit Arbeitslosigkeit zu tun hat, kann ich mir ein Lachen nicht verkneifen. Der Junge schaut mich mit großen Augen an und gibt dann zu das der Zusammenhang nicht so ganz gegeben ist, erklärt aber er würde seine Zeichnung trotzdem sehr schön finden. Ich bestätige daraufhin die gute Qualität seiner Arbeit, weise aber alle noch mal daraufhin, doch bitte zum Thema zu zeichnen. In der nächsten Woche erhielt ich daraufhin ein Bild von einer traurigen arbeitslosen Schildkröte.

An einer anderen Schule bekam ich eine Zeichnung im Comicstil auf der lediglich zwei Strichmänchen abgebildet waren. Auf meine Frage hin worüber denn die Zeichnung handelt, bekomme ich eine 15 Minütige Geschichte erzählt, während ich mich die ganze Zeit Frage wo auf diesem Bild denn diese komplexe Story zu sehen sein soll.

Sehr interessant waren auch einige der Witze. Beim durchlesen zu Hause ist mir fast die Spucke weg geblieben, deswegen möchte ich euch mal zwei Beispiele zeigen:

A men went to spend the night with a prostitute after his wife had left for a business trip. After the full night, the prostitute charged the man for a fee of 50GHC and the man pleaded for a reduction and this was what ensured between them:

Man: But 50 GHC is too much, can´t you grant me some discount?
Prostitute: You are even lucky that this body has depreciated. I was just tested HIV positive last week. If not that you would have paid 400 GHC!
Man: Eh! How am I going to tell my wife?

 The Beating Scholarship

A pick pocket met his match one day. During his routine, he unfortunately picked-pocked a soldier who was not in uniform. The soldier caught him red-handed and not wanting him to reveal his bad deed to the people around, he told the well built soldier to beat him until he was satisfied. The soldier started to beat him mercilessly and the people around could not understand why the well built man was beating an innocent man. One of the people around mastered courage to ask the well built man and this was the conversation:

Man: Papa Macho, why are you beating this innocent man this way?
The soldier did not reply and the man asked him the question again. The pick pocket not wanting zhe soldier to spill the beans answered sharply
Pick-pocket: Is that part of your business, why is that people of Elmina are “too known”. Papa Macho continue until you are finished.


Tja, da ist mir erstmal gar nichts zu Eingefallen, denn so etwas erwartet man ja nicht von 14-18 jährigen wohlerzogenen Schülern. Ich habe jedoch festgestellt, dass der Witz-Humor in Ghana um einiges derber ist als in Deutschland und es nicht an schlecht erzogenen Schülern liegt.

Doch dies waren natürlich die Ausnahmen und die Mehrzahl der Ergebnisse waren sehr gut und werden dann in der Zeitung zu lesen sein.

14. Gruppenfotos

Damit wir die Schulen im Youth Magazine abbilden können, muss ich von allen ein Gruppenfoto schießen. Dies ist gar nicht so einfach weil es oft schwer ist alle Teilnehmer plus Lehrer zusammen zu bekommen. Bei der straff organisierten Edinaman ist das jedoch gar kein Problem und an diesem verregneten Vormittag laufen Pia und ich den schlammigen und beschwerlichen Bergweg hinauf zur High School. Ich bin ein paar mal kurz davor auszurutschen, denn die rote Erde wird nass extrem rutschig und ich muss aufpassen, dass ich nicht hinfalle. Unsere FlipFlops bleiben bei jedem zweiten Schritt im Morast stecken. Sie sind voll von Dreck und der Schlamm ist uns bis an die Waden hoch gespritzt. Da wir nichts zum sauber machen dabei haben, versuchen wir kurz vor Ankunft an der Schule, krampfhaft unsere Schuhe und Beine mit Blättern zu säubern. Leider ist das Ergebnis alles andere als Befriedigend und wir müssen wohl oder übel mit dreckigen Füßen vor Lehrer und Schüler treten.

Das blöde ist nur, in Ghana wird sehr stark auf saubere Füße, egal unter welch widrigen Umständen, geachtet. Wenn man dreckige Schuhe/Füße hat, werden einem schnell allerhand negativer Eigenschaften zu gesprochen. Als wir die ersten Schüler und Lehrer sehen fällt uns auch direkt auf wie ordentlich und sauber ihre Schuhe trotz des Wetters aussehen und wir fragen uns wie dies Möglich sein kann. Die fliegen hier wohl alle über den Dreck, einige tragen sogar blütenweiße Turnschuhe und Pia und ich schämen uns jetzt nur noch mehr. Der Lehrer begrüßt uns freundlich, uns entgeht jedoch nicht sein verstohlener Blick auf unsere Füße. Vor der Bibliothek soll das Gruppenfoto aufgenommen werden und als wir dort ankommen, haben sich bereits eine Menge Schüler dort versammelt. Pia und ich müssen schmunzeln denn wir kennen nur die Hälfte davon, die andere Hälfte nimmt gar nicht am Workshop teil. Es stellen sich auch immer mehr Erwachsene dazu, eine Frau mit einem pinken Kopftuch, ein Mann mit Sonnenbrille, trotz sehr bedeckten Himmels und der Lehrer kniet mit irgendwem vor der gesamten Gruppe. Ich wundere mich über diese interessante Gruppenzusammenstellung und muss innerlich sehr über die Situation lachen. Ich stehe nun also mit meiner kleinen Kamera und mit bis zu den Knien pottdreckigen Füßen, vor ca 30-40 Schülern und ausgewählter Lehrer, die mich alle anstarren und auf mein Foto warten. Pia und ich versuchen auch immer einmal mit auf dem Foto zu sein, doch diesmal verstecken wir uns ganz an der Seite, um das schöne Bild nicht zu verschandeln.

Niedlich!

13. Katzengeburt!


Geschafft komme ich gegen späten Nachmittag von der Arbeit nach Hause. Es regnet leicht, aber dennoch ist auf dem Hof reger Betrieb. Meine Nachbarn bereiten gerade ihr essen zu. In der Ecke vor meinem Zimmer ist eine halbwegs trockene Stelle, in der die schwangere Katze in einer komischen Sitzposition liegt. Ich wundere mich kurz darüber, doch beachte sie nicht weiter, weil ich erstmal in mein Zimmer möchte. Nachdem ich meine Sachen abgelegt und mich umgezogen habe, höre ich plötzlich ein ganz jämmerliches Katzenmauzen vom Hof her kommen. Ich bin erstaunt darüber welche Katze den so fiepst und schaue sofort nach. Die schwangere Katze liegt immer noch in der gleichen Ecke, doch neben ihr liegt jetzt ein kleines rotbraunes, nasses Minikätzchen, das herzerweichend Miaut. Die Kinder vom Hof stehen ebenfalls in den Türeingängen (es regnet immer noch) und beobachten das Schauspiel. Auch Aunti (die ältere Dame und meine Vermieterin) schaut was da vor sich geht. Das gebärende Kätzchen scheint ebenso überrascht von der Geburt zu sein wie wir alle und weiß mit dem schreienden kleinen Ding erstmal nichts anzufangen. Sie hat sich aber auch einen reichlich ungünstigen Platz und Tag ausgesucht. Auch wenn ich die Niederkunft etwas später erwartet hatte, habe ich aber natürlich schon eine  Kiste für sie und die Babys vorbereitet. Ich stelle sie raus und lege die Katze und ihr Baby hinein. Meine Nachbarn die uns immer noch beobachten fangen herzlich an über mich zu lachen. So fürsorglich werden Nutztiere sonst nicht behandelt und ich bin unglaublich froh zu richtigen Zeit nach Haus gekommen zu sein. Schwubdiwub ist auch schon das zweite Kätzchen da und die Mutter nimmt das trockene und geschützte Plätzchen, welches ich ihr hingestellt habe sofort dankbar an. Sie fängt an ihre Babys abzulecken und (sehr appetitlich) die Nachgeburt aufzufressen. Letzteres empfinde selbst ich als eklig und auch das natürlich die Nabelschnur abgeknabbert wird. Ich möchte die junge Mutter nicht weiter stören und gehe zurück in mein Zimmer, um später nochmal nach ihr zu schauen. Als ich eine halbe Stunde später nach ihr sehe, ist noch ein drittes, grau getigertes Kätzchen dazu gekommen. Alle drei liegen sehr niedlich nebeneinander und säugen ganz angestrengt. Besonders froh bin ich darüber, dass auch eine roter Kater (wie mein Mikkel) dabei ist.

Die Kätzchen werden jeden Tag größer und niedlicher. Jeden Tag bekommt ihre  Mama von mir essen und trinken. Für die Kiste habe ich ein vor Sonne und Regen geschütztes Plätzchen finden können. Selbst meine Nachbarn geben ihr jetzt häufiger etwas vom Fufu ab. Als ich Aunti gefragt habe ob es für sie in Ordnung ist, wenn die kleinen in einer Kiste auf dem Hof stehen und ich sie füttere, war sie sehr freundlich und meinte sie würde sich sogar darüber freuen, dass sich jemand kümmert, denn sie hätte nicht die Zeit und Lust dafür. Ich weiß natürlich nicht, ob gut genährte Kätzchen nicht sogar schneller verzehrt werden und ich sie damit sozusagen für meine Nachbarn mäste, aber ich will es ehrlich gesagt auch gar nicht wissen.

12. Fanti Lesson

Mein Fanti unterricht hat endlich angefangen und zweimal die Woche gehe ich nun in die nahegelegene Schule, um dort gemeinsam mit Pia, die auch Anfängerin ist, meine Sprachkenntnisse zu verbessern. Die Lehrerin ist ein ausgesprochen hübsches und nettes Mädchen in unserem Alter. Der Unterricht selbst folgt keinem richtigen Konzept, eigentlich sagen wir nur welchen Worte und Sätze wir wissen wollen und sie bringt sie uns bei. So kann ich zwar ziemlich schnell in ganzen Sätzen sprechen, jedoch ohne Grammatik ist man nicht so gut in der Lage selbst einen Satz mit Hilfe der Vokabelkenntnisse zu bilden. Mein Fanti wird trotzdem von Tag zu Tag besser und die Ghanaer freuen sich jedes mal ein Loch in den Bauch wenn man das gelernte auf der Strasse anwendet. Es sind wirklich alle ganz begeistert wenn ein Obruni auch nur ein paar Worte spricht. Mir selber macht es auch unheimlich Spaß jetzt ein paar Worte mit den nicht Englisch sprechenden wechseln zu können, auf dem Markt zu feilschen oder den Trotrofahrer zu beeindrucken. Genug Gelegenheit zu üben hat man hier alle mal, denn man unterhält sich ja mit jedem. Oft wird man auch von wildfremden abgefragt oder korrigiert und bekommt neue Wörter beigebracht, die ich mir aber meistens nicht so schnell merken kann. Fanti gehört sicherlich nicht zu den schwersten Sprachen, ist jedoch sehr komisch zu lernen, weil sie komplett anders ist als europäische Sprachen und man keine Vergleiche ziehen kann. Ich komme jedoch rechtgut mit und hoffe so viel wie Möglich lernen zu können bevor ich mit meinem Praktikum fertig bin. In Ghana werden 49 Sprachen und Dialekte gesprochen. Im Süden sind die Sprachen oft sehr ähnlich und man versteht sich trotzdem, außerdem ist es auch üblich mehrere Sprachen zu sprechen. Zur Not verständigt man sich mit Pidgin-Englisch, ein ungrammatisches Englisch durchsetzt mit lokalen Begriffen. Im Norden können sich jedoch manchmal Menschen die nur 20km voneinander entfernt Leben nicht mehr verständigen, da hier viel weniger Englisch sprechen können stellt dies ein Problem dar.

11. Ausflug mit dem Fotoworkshop

 Es hat mal wieder die ganze Nacht durch geregnet und als ich aufstehe, sehe ich wie sich neben meinem Bett eine große Pfütze gebildet hat. So ein Mist! Es regnet jetzt fast jeden Tag und überall habe ich feuchte Stellen an den Wänden und wenn die Schauer sehr stark sind, regnet es rein. Die Temperaturen schwanken und manchmal sind es statt 35-40 auch nur noch 25 Grad. Mir kommen die 25Grad dementsprechend kalt vor, ich habe jetzt ab und zu Gänsehaut und habe mich erkältet. Alles ist irgendwie feucht, klebrig und schimmelt schnell. In der Umgebung sind einige Überschwemmungen entstanden. Neulich auf dem Weg zur Fanti Stunde, war der Weg plötzlich einem kleinen See gewichen und das Wasser war so tief, dass ich den Weg nicht überqueren konnte. Den Unterricht musste ich daraufhin leider absagen, weil der Umweg zu groß geworden wäre. In Ghana ist es üblich wegen des Regens Termine abzusagen oder einfach nicht aufzutauchen. Wenn es stark regnet fällt auch schon mal die Schule aus oder man bekommt früher frei. Ein Vergleich dazu wäre bei uns vielleicht Hitzefrei, was es hier natürlich nicht gibt. Der Regen ist ein echtes Problem und schon bei wenig Nässe mag eigentlich niemand vor die Tür gehen. Die Trotros fahren unregelmäßiger aufgrund der fehlenden Gäste, die Straßenverkäufer machen während der Regenzeit sehr schlechte Geschäfte, einige Straßen und Wege sind nicht mehr passierbar und überhaupt scheint alles noch ein wenig schwerfälliger zu laufen als sonst.

An diesem Morgen bin ich besonders enttäuscht, denn eigentlich wollten wir uns mit der Edinaman High School in Elmina treffen, um im Rahmen meines Workshops Fotos für das Magazin zu machen. Beim Frühstück rufen Pia und ich den verantwortlichen Lehrer an. Wir haben Glück, in Elmina ist das Wetter gut und gespannt fahren wir zum vereinbarten Treffpunkt am Castle. Wir sind etwas besorgt über die Größe der Gruppe (30 Schüler) und hoffen, dass wir es gemeinsam mit dem Lehrer schaffen werden die Schüler anzuleiten. Wir haben viel Zeit darüber nachzudenken, denn insgesamt warten wir mal wieder eine geschlagene Stunde. Der Lehrer hatte Probleme ein Auto zu organisieren. Zu unserer Erleichterung, hat er jedoch nur eine Auswahl von ca 15 besonders interessierten Schülern mitgebracht. Wir haben vier Kameras zur Verfügung und verteilen sie an die Jugendlichen, die sie sich in kleinen Gruppen teilen und abwechselnd fotografieren. Ich bin sehr froh über die überschaubare Gruppe, so bin ich in der Lage allen zu helfen und Tipps zu geben. Die Edinaman hat zu unterschiedlichen Themen Artikel für die Zeitschrift geschrieben, unter anderem über das Elmina Festival und Umweltverschmutzung. Wir können also zu verschiedenen Themen Fotos machen und starten mit der Außenansicht vom Elmina Catsle, eines der Wahrzeichen der  Stadt. Wir bewegen uns weiter zu den Fischern und dem Elmina Markt, wo man viel zum Thema Umweltverschmutzung finden kann.  Es macht großen Spaß mit den Jungendlichen Zusammenzuarbeiten und diesmal habe ich auch die Möglichkeit alle ein bisschen näher kennenzulernen. Dieser Aspekt an der Arbeit mit jungen Leuten macht mir bis jetzt am meisten Spaß, denn ich lerne sehr unterschiedliche, interessante und witzige Persönlichkeiten kennen.

Im Anschluss besteigen wir einen Hügel in der Stadt, auf dem ein kleines Fort der Holländer, ein Ableger vom Elmina Castle gelegen ist. Der Ausblick über die Stadt ist von hier aus einfach unglaublich. Oben angekommen haben wir erneut Glück und der Verantwortliche für das Fort bietet uns eine kostenlose Führung an. So können wir den Fotokurs sogar mit ein bisschen Geschichte verbinden.
Am Ende des Tages haben wir sehr zahlreiche und darunter auch viele wirklich schöne Fotos. Die Schüler haben sehr ernsthaft und gewissenhaft zu ihren Themen fotografiert und ich bin glücklich das am Ende doch mal wieder alles irgendwie geklappt hat.
Die Führung durch Fort.







Fotos zum Thema Teenage Pregnancy, mit der Hollywood Highschool.
Gruppenfoto am Strand mit der Cocsec.

Samstag, 12. Juni 2010

10. In Ghana essen sie Katzen!

Dieses Wochenende sind alle meine engsten Nachbarn zur Beerdigung von Patience Großvater, nach Takoradi gefahren. Nur Paul ein elf Jähriger kleiner Junge, der nicht zur Familie von Patience gehört, hat sich entschieden hier zu bleiben. Einerseits finde ich die Stille, die hier nun herrscht komisch und auch das niemand da ist wenn ich nach Haus komme oder fragt wo hingehe, andererseits ist es auch mal schön soviel Ruhe zu haben. Am Freitag bereite ich abends noch meinen Workshop für den nächsten Tag vor und habe mal keine Konzentrationsprobleme weil alles so leise ist. Außerdem kann ich jetzt ungestört die kleinen Katzen füttern die zum Hof gehören. Das Weibchen ist schwanger und geht nicht mehr richtig jagen, deswegen stelle ich ihr und dem kleinen Erik ab und zu etwas fressen hin. Die beiden verschlingen alles gierig und freuen sich schon wenn ich abends nach Hause komme. Erik weicht mir nicht mehr von der Seite und läuft mir wie ein kleines Hündchen sogar ins Nachbarhaus zum duschen hinterher. Dort wartet er dann vor der Tür und begleitet mich wieder zurück zu meinem Zimmer. Sehr niedlich, nur weiß ich nicht wie ich das meinen Nachbarn erklären soll, wenn sie es bemerken. Dann werden sich alle an mich nur als die verrückte Katzenfrau erinnern. Einer der ehemaligen Volontäre, ist aus dem einfachen Grund zur Legende geworden, weil er soviel Essen konnte. Das ganze Dorf kennt Max den Vielfraß.

An dieser Stelle möchte ich auch von Tom berichten, der neulich mal wieder bei Kukua zum Essen eingeladen war. Es gab Yam und eine Soße mit besonders zarten Hähnchenfleisch. Als Tom Kukua darauf anspricht und ihr Hühnchen lobt, erwidert sie, dass dies kein Hünchen sondern ihre Katze sei. Ihr Bruder hat sie am Morgen geschlachtet und sie hat sie mit in die Suppe getan.

Ich bin mir jetzt nicht mehr so sicher ob ich weiterhin bei Kukua essen soll. Außerdem habe ich ein bißchen Angst um meine Hof Kätzchen, denn Lily hat mir erzählt, dass es eigentlich sehr viel mehr Katzen waren, aber die anderen bereits gegessen wurden.

9. Eine deutsch/ghanaische Hochzeit

Heute findet die Hochzeit von Franz einem ehemaligen Volontär von AIM.  in Cape Coast statt. Kurz nach seinem Freiwilligendienst hat er eine Ghanaerin kennengelernt und die beiden haben Baby  bekommen. Franz hat mich nun gebeten Fotos auf seiner Hochzeit zu machen und ich nehme diese Gelegenheit natürlich gerne wahr, um an einer Ghanaischen Hochzeit teilnehmen zu können. Um halb acht soll die Trauung am Standesamt beginnen und den Gästen aus Komenda wird ein Tro Tro dorthin zur Verfügung gestellt. Abfahrtstermin ist 6.30 Uhr, die frühe Uhrzeit rechnet Verspätungen schon mit ein und als wir um kurz nach sieben an der Car Station eintreffen sind wir fast die ersten. Um kurz vor halb acht kommt dann auch das Tro Tro und gemeinsam mit einem Teil unserer Nachbarn aus Komenda fahren wir los nach Cape Coast.
Als wir ankommen, sind die meisten schick heraus geputzten Gäste schon da. Auf einer afrikanischen Hochzeit sollte man etwas helles oder buntes tragen. Ich selbst hatte Heute morgen zuerst ein dunkelbraunes Kleid mit orangenen Punkten an, Milena riet mir jedoch davon ab. Schwarz und dunkelrot trägt man nämlich auf Beerdingungen, nur wenn ein Kind gestorben ist trägt man weiß. Schnell habe ich mich also umgezogen und zwar kein afrikanisches aber dennoch schönes helles Kleid gefunden. Die Braut trägt bei dieser Hochzeit ein Kleid aus traditionellem Kentestoff. Kente ist der Stoff aus dem Ghanas National Trachten gemacht werden. Es ist ein von Hand gewebter Stoff mit vielen Farbkombinationen und Mustern. Franz trägt einen westlichen Anzug, seine Krawatte ist jedoch aus dem gleichen Stoff wie der seiner zukünftigen Frau. Die Trauung findet in einem viel zu kleinem Raum statt. Es passen nur die engsten Familienmitglieder mit hinein und ich versuche mich an den Leuten vorbei zu drängeln, um Fotos machen zu können. Als jedoch der erste sieht dass ich eine Kamera in den Händen halte, schiebt er sofort alle anderen beiseite ruft: "Achtung die Fotografien kommt!" und schubst mich Mitten in den Raum. Etwas peinlich berührt stehe ich nun fast direkt vor dem Brautpaar und versuche meine Fotos so dezent wie Möglich zu schießen. Der Standesbeamte hält zuerst in Fanti, dann überraschenderweise in einem sehr guten deutsch die Traurede. Nach der Zeremonie die genauso stattfindet wie in Deutschland, verlassen alle den kleinen Raum und ich mache Gruppenfotos im Innenhof des Standesamts. Leider keine sehr schöne Umgebung, aber da wird hier bei Fotos eh nicht so darauf geachtet. Danach fahren wir alle zu Franz Wohnung, wo essen und Getränke auf uns warten. Die Gäste sind ein sehr gemischter Publikum. Ältere Damen und Herren, wie zum Beispiel unsere Nachbarin (die tatsächlich Oma heißt) über junge deutsche, bis Rastas ist alles dabei. Es gibt Yellof Rice und Kebab. Da ich mir am Tag zuvor zum ersten Mal richtig den Magen verdorben habe, kann ich nur wenig essen. Dann eröffnet das Brautpaar die Tanzfläche und jung und alt tanzen gemeinsam zu Highlife Musik.
Leider müssen Pia und ich die Hochzeit frühzeitig gegen Mittag verlassen. Wir müssen zurück nach Komenda, weil wir uns Freitags mit der Komends Tech Highschool wegen unseres Projekts treffen.

Freitag, 11. Juni 2010

8. Mein Onkel kommt zu Besuch

In Ghana ist Heute Feiertag (Union Day), da keine Schule ist können Pia und ich keinen Workshop leiten. Ich entschließe mich stattdessen zu Hause am Computer zu arbeiten. Plötzlich ruft mein Onkel an. Er ist mit zwei Kollegen auf dem Weg nach Elmina, sie möchten Elmina Castle und den Kakuum National Park besuchen und er fragt mich ob ich am Nachmittag Zeit hätte mit ihnen zum Kosa Beach zu kommen. Freudig überrascht sage ich natürlich zu und gegen 3Uhr Nachmittags kommen sie tatsächlich, um mich abzuholen. Als ich zum vereinbarten Treffpunkt gehe, sehe ich den großen Geländewagen schon von weitem und bin überrascht zwei weiße Männer daneben stehen zu sehen. Normalerweise verlaufen sich keine Touristen nach Komenda und ich frage mich ob dies das richtige Auto sein kann. Als ich beim Jeep ankomme steigt aber doch noch mein Onkel aus, begrüßt mich herzlich und stellt mich seinen beiden kanadischen Kollegen vor. Die zwei stehen in Shorts und Sonnenbrille von mir, einer der beiden telefoniert, der andere hat sein ipod noch in den Ohren. Mit einem uncharmanten starkem kanadischen Akzent begrüßen auch sie mich. Gemeinsam steigen wir ein und ich sitze zwischen den beiden auf der Rückbank. Das Auto ist unheimlich kühl, ich frage mich wann ich zum letzten mal eine solche frische gespürt habe. Felix, der Fahrer von meinem Onkel sitzt am Steuer und grüßt mich in lupenreinen English ohne ghanaischen Akzent. Die beiden Kanadier fangen ein Gespräch an und es stellt sich heraus, dass Shane Heavy Metall Fan ist und in einer Band singt. Jetzt bemerke ich auch die beiden Tatoos, die auf seinem Ober- und Unterarm tätowiert sind. Er erzählt mir wie gern er diese Jahr zum Metall Festival nach Wacken? in Deutschland gekommen wäre und Steven der sein Ipod über Funk ans Autoradio angeschlossen hat, macht gleich mal ein bißchen Pop/Rockmusik an. Phoenix läuft im Radio, mir ist kalt von der Aircondition, ich sitze zwischen zwei weißen Kanadiern, wir haben einen Privatfahrer und ich komme mir reichlich komisch vor, in dieser Umgebung und Gesellschaft. Normalerweise reise ich in überfüllten, heißen, manchmal stinkenden Tro Tros, höre High life oder Predigten im Radio und bin den ganzen Tag umgeben von Ghanaern.

Am Strand angekommen entledigen sich die beiden sofort ihrer Klamotten und laufen in die hohen Wellen des Atlantiks. Ich selber habe keine Badesachen mitgenommen und setzte mich mit meinem Onkel in das Strandrestaurant. Ich frage ihn über seiner Arbeit in der Gold- und Diamantenmine aus. Er erzählt mir, dass er für eine kanadische und australische Firma arbeitet. Die Mitarbeiter seien alle Ghanaer, jedoch kommen regelmäßig Spezialisten aus den Ländern des Firmensitzes, um die Arbeit und Abläufe zu überprüfen und zu optimieren. Shane und Steven kommen wieder dazu und setzen sich ganz ungeniert nur in Badehose bekleidet mit an den Tisch. Ihre weißen pickligen Oberkörper scheinen geradezu in der Sonne zu strahlen. Einer der beiden hat sich eine blutende Schnittwunde am Knie zu gezogen, weil er von einer Welle gegen die Steine geschleudert wurde. Ich berichte ihnen, dass letztes Jahr an diesem Strand ein 19 jähriger Junge aus Komenda, in Begleitung von AIM. Volontären, seinen Kopf an den Klippen aufgeschlagen hat und ertrunken ist. Ich hoffe sie gehen nächstes mal nicht so leichtsinnig tief ins Wasser und nah an die Klippen.
Die beiden sind ebenfalls Geologen und 9 von 12 Monaten im Jahr unterwegs, um Gold und Diamantenminen in den unterschiedlichsten Ländern der Welt zu überwachen. Sie bleiben 4 bis 8 Wochen in einem Land, leben in Camps bei den Minen und arbeiten 7 Tage die Woche, weil sie in der kurzen Zeit enorm viel schaffen müssen. Jetzt verstehe ich warum sie weder genug Interesse noch ausreichend Zeit zu haben scheinen, um sich ein wenig an die Kultur anzupassen. Wenn ich alle 6 Wochen woanders wäre und dort den ganzen Tag arbeite, würde sich bei mir vielleicht auch eine gewisse Ignoranz einstellen. Auf diese innere Erkenntnis von mir folgend, steckt sich Shane erstmal eine Zigarette an und ich schäme mich regelrecht mit den beiden am Tisch zu sitzen. Rauchen ist in Ghana mehr als unüblich und wird überhaupt nicht gern gesehen. Die beiden plaudern noch mehr über ihre Arbeit und ich bin tatsächlich beeindruckt wo sie schon überall gewesen und was sie erlebt haben. Trotzdem würde ich um nichts in der Welt mit ihnen tauschen wollen. Als ich ihnen erzähle was ich mache und wie ich wohne, sind beide schockiert. "Wie mit Eimer duschen?! Aber ein Ventilator ist doch keine Aircondition, wie schläfst du denn nur Nachts bei der Hitze?!" Ehrlich gesagt bin ich sehr stolz und froh überhaupt einen Ventilator zu haben und merke das wir zumindest momentan (und wahrscheinlich auch sonst) aus völlig verschiedenen Welten kommen.

Auch mein Onkel ist sehr häufig unterwegs, er reist allerdings viel innerhalb Ghanas. Meine Tante ist darüber nicht sehr glücklich und hätte ihn lieber öfter zu Haus, gleichzeitig möchte sie aber auch nicht auf das Geld verzichten was er mit seinem Job verdient. So höre ich es jedenfalls von Sam.
Am späten Nachmittag essen wir zu Abend und bekomme meine ersten Pommes seit über sechs Wochen. Kosa Beach ist an diesem Tag relativ gut besucht und viele Touristen sind da. Ich sitze am Tisch mit meinem Onkel, zwei Kanadiern und einem Fahrer, schaue mich um und sehe nur Weiße und fühle wie der Kulturschock umgekehrt auf mich zu wirken scheint. Ich fühle mich irgendwie unwohl und fehl am Platz, genieße aber gleichzeitig den Komfort. Wirklich ein schön komischer und schwer zu beschreibender Nachmittag. Kurz bevor wir gehen kramt Sam in seiner Tasche herum und zieht seine Hand mit einem Vodafone Internet Stick wieder heraus. "Hast du denn bei dir Internet?" fragt er mich. "Hier den hab ich noch über. Brauch ich nicht mehr, hab mir einen anderen gekauft." sagt er und überreicht mir den heiligen Gral der Auslandskommunikation. Die Sticks Kosten umgerechnet ca. 30Euro und man kann sie wie eine Handykarte ganz einfach mit Geld aufladen und browsen. Überall habe ich nach solch einem Teil gesucht, denn Internetverbindung  und Strom fallen in Komenda eigentlich jeden Tag für längere Zeit aus. Außerdem dachte ich wenn ich später Reise, kann ich egal wo ich bin mobil und unabhängig von Cyber Cafes ins Internet. Ich kann mein Glück und die Großzügigkeit meines Onkels gar nicht fassen und freue mich jetzt schon den Stick zu Hause auszuprobieren.
Mal wieder erfüllt von den verschiedensten Eindrücken komme ich nach Hause, in mein kleines Zimmer ohne Aircondition. Laufe durch die Dunkelheit, dusche mich mit meinem kleinen Eimer und fühle mich sehr zufrieden und wohl dabei.


Nachtrag: Der Stick hat mir, wie ihr vielleicht die letzten zwei Wochen bemerkt habt, nicht sehr viel gebracht. In Komenda bekomme ich mit vodafone leider keine Verbindung, aber auf reisen kann ich ihn trotzdem gut gebrauchen. Heute habe ich mich einen weiteren von MTN gekauft und dieser läuft nun auch endlich, zwar langsam aber einwandtfrei.

7. Mein erster Fotoworkshop

Pia und ich haben jetzt richtig viel zu tun. Die ersten zwei Wochen bestand unsere Arbeit vorrangig aus warten, auf Lehrer, Direktoren und vor allem die Schüler. Es stellte sich heraus, dass der Einstieg nach 5 Wochen Ferien gar nicht so leicht ist und man erst mal Präsenz und Ausdauer beweisen muss, bis die vereinbarten Termine eingehalten werden. Wir besuchen die meisten Schulen nach dem regulärem Unterricht, also gegen 15Uhr. Manchmal haben die Schüler aber auch spontan früher Schluss oder andere Aktivitäten, wie zum Beispiel Fußballspiele an denen sie teilnehmen. Teilweise sitzen wir mehrere Stunden an den Schulen, um zu warten bis die Schüler auftauchen. Ab und zu kam dann jemand um uns zu versichern er würde die anderen holen und nach einer Stunde kam er dann doch allein, gar nicht oder mit nur zwei Schülern wieder. Die Teilnahme an unserem Projekt ist freiwillig und  wir sind auf die Motivation der Teilnehmer angewiesen. In den ersten zwei Wochen hat mich Pia den Schülern die gekommen sind vorgestellt und wir haben neue Termine mit ihnen ausgemacht. Da wir bis zur Weltmeisterschaft (11.Juni) mit der Arbeit an den Schulen durch sein wollen  und ich danach mit dem Layout starten werde, damit wir Ende des Monats drucken können, ist unsere Zeit sehr knapp bemessen. Deswegen mussten wir uns mit einigen Schulen auf zwei Treffen die Woche einigen. Mein Tagesplan ist nun ziemlich ausgebucht, da wir bis zu 2 Schulen an einem Tag besuchen und wir dafür viel und lange mit dem Tro Tro unterwegs sind.

Normalerweise haben wir 8 bis 15 Schüler an einer Schule, nur an der Edinaman in Elmina sind es ca. 20. Eigentlich hatte ich mich in den letzten Tagen schon 3x darauf vorbereitet meinen Workshop an anderen Schulen zu starten, jedoch vielen die Treffen dann jedes mal überraschend ins Wasser. An diesem Samstag soll es jedoch tatsächlich soweit sein. Die Edinaman ist auf einem Berg mit Blick auf Elmina und das Meer gelegen. Die Schule ist sehr schön und im Gegensatz zu den anderen exzellent ausgestattet. Mein Workshop findet im großen Computerraum statt und wir setzten uns zum verantwortlichen Lehrer ins Klassenzimmer. Die Schüler sind noch beim Essen und nach fast einer Stunde warten bin ich mir eigentlich sicher, dass Heute wieder kein Workshop stattfinden wird. Doch nach und nach strömen dann plötzlich immer mehr Jugendliche in den Raum und am Ende starren mich über dreißig Augenpaare gespannt an. Mit der Menge an Schülern hätte ich im Leben nicht gerechnet. Ins Geheim wünsche ich mir die Male vorher hätten stattgefunden und ich hätte die Möglichkeit gehabt vor einer kleinen Gruppe zu üben, doch jetzt muss ich wohl ins kalte Wasser springen. Ich stelle mich vor und beginne den Kurs mit einer Frage: “Warum denkt ihr sind Fotos so wichtig für Zeitungen und Magazine?” - Stille, niemand meldet sich. Zweite Frage: “Würdet ihr ein Magazin ohne Bilder lesen wollen?” - Eindeutiges Kopfschütteln bei den Schülern.  Dritte Frage: “Warum nicht?” Ich warte und dann sehe ich doch noch wie sich ganz hinten in der letzten Reihe zaghaft ein Zeigefinger in die Luft streckt - meine Rettung! Der Knoten ist geplatzt und nach und nach Melden sich mehr Schüler und ich bin erfreut über die unterschiedlichen und richtigen Antworten. Nach diesem kleinen Einstig gehe ich sehr rudimentär auf die Geschichte des Fotojournalismus, Indikatoren und Wirkung ein. Außerdem finde ich es besonders Wichtig im Zusammenhang mit dem technischen Fortschritt zu erklären, dass Fotos sehre leicht manipuliert werden können und nicht alles was man sieht der Wahrheit entspricht. Oft werden Berichte, besonders mit Untermalung von Fotos sofort als Tatsache hingenommen.

Zum Beispiel hing neulich ein Juju (so etwas wie Voodoo) Plakat in der Schneiderei von Patience auf der eine absurde und sehr schlecht manipulierte Bildergeschichte zu sehen war. Mir erschloss sich der Sinn nicht ganz, denn zu sehen waren Geldspeiende Schlangen, verrückte Juju Priester und ein weinendes Mädchen. Patience erklärte uns ganz bestürzt, dass der Priester dem Mädchen Haare geklaut hat, um sie zu verhexen und anschließend zu erpressen. Entweder sie bringt ihm die Person die sie am meisten liebt oder sie wird verrückt und stirbt. Daraufhin kommt das Mädchen mit ihrer Mutter wieder und der Fetischpriester verhext diese in eine Schlange, vor schreck rennt das Mädchen weg und die Schlange spuckt für den Zauberer viel Geld aus. Wäre das Mädchen dort geblieben hätte sie die Schlange und das Geld bekommen. !? Diese absurden Geschichten werden hier sehr ernst genommen, insbesondere durch die Fotos die natürlich Tatsachen widerspiegeln.

Den Schülern versuche ich nun also eine kritischeren Umgang mit Fotos beizubringen. Klappt wahrscheinlich nicht, ist mir aber trotzdem wichtig und vielleicht zieht der ein oder andere zumindest die Möglichkeit in Betracht, dass nicht immer alles der Wahrheit entspricht was man sieht. Im Anschluss erkläre ich ein bißchen vom technische Grundwissen. Wir benutzen meine und Pias kleine Digital Kameras. Um meine Spiegelreflex hätte ich ehrlich gesagt etwas Angst, denn fast alle Schüler hatten noch nie eine Kamera in der Hand. Da aber alle gern fotografiert werden und Fotos von sich lieben sind sie natürlich entsprechend interessiert. Ich teile die große Menge an Schülern in drei Gruppen auf und gemeinsam mit ihrem Lehrer, der zum Glück auch eine Kamera dabei hat, machen wir Übungsfotos auf dem Schulgelände, unter dem Thema Einzel- und Gruppenportraits. Die Jugendlichen sind begeistert vom Fotos schießen und machen sehr gut mit. Lustig finde ich, dass in Ghana auf Fotos nicht gelächelt wird sondern ernst geguckt wird. Alles klappt überraschend gut und am Ende des Workshops besprechen wir welche Motive wir für ihre Artikel nehmen wollen. Das nächste Treffen soll in der Stadt von Elmina stattfinden, damit wir Fotos vom Markt machen können.

6. Morgendlicher Fototermin

Es ist 6:00 Uhr Morgens und ich verspüre das dringende Bedürfnis die Toilette zu besuchen. Eilig ziehe ich mir etwas über, denn nur im Nachthemd kann ich den zu dieser Zeit schon gut besuchten Hof leider nicht betreten. Verschlafen, mit strubbeligen Haaren und pelzigem Geschmack im Mund tapse ich aus meiner Tür, um nur eben schnell auf Toilette zu gehen und mich danach noch mal hinzulegen. Sobald ich mein Zimmer verlasse kommt mir jedoch Patience schon ganz aufgeregt entgegen. "Steff, Steff I need you just small small! Come here!" ruft sie. Ich mache mir fast in die Hose und überlege welchem Bedürfnis ich nachkommen soll, ihrem oder meinem. Meine Entscheidung fällt schnell in Richtung Badezimmer aus und ich deute Patience an gleich nachzukommen. Patience wartet vor dem Klo auf mich, um mich direkt in Lilys Zimmer zu führen. Dort liegt Baby Lily sehr hübsch gekleidet auf dem Bett, über ihrem Kopf eine aufgeklappte Bibel und neben ihr eine Kreuzkette. Der Grund für diese merkwürdige Drapierung ist ein Fotograf, der mit seiner uralten analogen Kamera Fotos schießt. Die restliche Nachbarschaft aus meinem Hof hat sich fein gemacht und ebenfalls im Raum versammelt. Mir wird ein Stuhl hingeschoben und ich setzte mich. Lily werden verschiedene Kleider angezogen und sie wird in unterschiedlichen Positionen fotografiert. Immer noch verschlafen verstehe ich langsam was hier passiert, ich soll mit Lily fotografiert werden! Oh nein, aber ich habe mir doch noch nicht einmal das Gesicht gewaschen oder die Zähne geputzt, außerdem sitze ich hier mit den allerletzten Klamotten, die ich nur für den kurzen Weg zur Toilette angezogen habe. Schon kommt Patience mit dem Baby im Arm auf mich zu. Ich springe auf, bitte darum erst wen anderes zu fotografieren und entschuldige mich zum umziehen. Schnell laufe ich zurück in meine Zimmer, ziehe eines der neuen afrikanischen Kleider von Patience2 an und gehe immer noch ungewaschnen wieder zurück zum Fototermin. Im Zwielicht des schlecht Beleuchteten Raums macht der Fotograf nach wie vor Fotos. Ich soll mich aufs Bett setzten und bekomme die kleine Lily in die Arme, sie trägt die Schuhe von Christians Mutter und ein niedliches Matrosenkleidchen. Der Fotograf macht wie bei allen nur ein einziges Foto und ich habe das Gefühl ganz blöd geguckt zu haben. Trotzdem freue ich mich sehr darüber wie freundlich mich die Nachbarn integrieren und dass ich sogar mit auf Familienfotos darf ist für mich eine große Ehre.

Essensvorbereitungen, es gibt Fufu und Palmnutsoup:


Die guten in Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen. Die arme Cecilia muss die Palmnüsse vorbereiten.




Meine coolen Nachbarjungs:


Besuch, Cecilia ist bei mir auf dem Boden eingeschlafen. Auch nachdem ich ihr mehrmals Bett und Kissen angeboten habe, zog sie den harten Boden vor.


 Mehr Besuch:

Noch mehr Besuch:
Verkauf frei Haus:


Omas Minikätzchen ist eigentlich schon lange ausgewachsen:


Zuckerrohr, wird in kleine Stücke gehackt und schmeckt sehr süß und sehr lecker:

5. Ameisenangriff

Zur Zeit scheinen die Ameisen hier neue kleine Ameisenstaaten zu gründen, denn man sieht überall fliegende Ameisen und Ameisenstrassen. Neulich saßen wir beim Frühstück und ein Trupp Riesenameisen kommt plötzlich unter der Tischplatte hervor und rennt mit einem Affenzahn auf Milenas Teller zu. Völlig perplex springen wir vom Tisch auf und sehen wie sie zielsicher auf ihr Marmeladenbrötchen zusteuern. Mit Insektenspray haben wir dann das Problem behoben.
Auch mein Wecker wurde von Ameisen, allerdings sehr viel kleineren übernommen. Als ich bemerke, dass er eine falsche Uhrzeit anzeigt und den Wecker hochhebe, um ihn neu einzustellen, sehe ich wie sich ein Ministaat darunter gegründet hat. Die kleinen Ameisen sind ganz aufgeregt und versuchen ihre Eier wegzutragen, einige laufen vom Wecker aus an meinem Arm hoch. Diesmal sprühe Desinfektionsmittel das ich grad zur Hand hab, um die ungebetenen Gäste loszuwerden. Meine Uhr funktioniert seitdem leider nicht mehr.

Die schlimmste Ameisensituation ereignete sich jedoch in meiner Toilette. Als ich das Bad betrete sehe ich abertausende von Ameisen, auf dem Boden, an den Wänden und auf der kompletten Kloschüssel. Ich stehe nur ganz kurz im Raum doch die Ameisen krabbeln sofort meine Beine hoch. Ich stürme aus dem Bad und schleiße die Tür hinter mir. Mit dem Insektenspray aus unserer Küche schaffe ich leider nur ein paar zu töten. Jetzt muss ich wohl erstmal die Toilette von Milena und Pia benutzen, was wegen Pias Typhus Erkrankung leider auch nicht so optimal ist.

Der Weg durch den Busch den ich täglich gehe, zur Zeit trifft man hier auch die oder andere Schlange: