Am Vormittag kommt mich meine Nachbarin besuchen, sie hat ihr zwei Wochen altes Baby dabei und bittet mich darauf aufzupassen, weil sie draußen viel zu tun hat und nicht möchte das es schreit. Ich nehme die niedliche Lilly gern entgegen und wiege sie bis sie einschläft. Auf meinem Bett liegend genießt sie ausgestreckt den Ventilator. Kurz darauf kommt die große Lilly mit Sonia der Tochter von Jörn vorbei. Wir unterhalten uns und spielen ein bisschen. Endlich hab ich in vertrauter Runde die Gelegenheit Fotos von den Menschen hier zu machen. Mit fotografieren muss ich hier etwas vorsichtig sein und kann nicht gleich mit meiner großen Kamera durchs Dorf ziehen. Erstmal muss man sich kennenlernen und sie wollen immer wissen wofür die Fotos sind.
Christians Mutter hat mir zwei paar selbst gestrickte Babyschuhe mitgegeben und an Lilly und ihre Mama konnte ich die ersten verschenken. Sie hat sich sehr gefreut und richtet Grüße und Dank an Frau Lemke aus.
Gegen Mittag kommt mich Adrian abholen, denn wir wollen mit dem Tro-Tro einen Ausflug zum etwas weiter entfernten Kosa Beach machen. Wir laufen zur Car Station und warten darauf das einer der Kleinbusse vorbei fährt. Die Ersten paar sind leider schon überfüllt, doch als schließlich ein Tro-Tro anhält wird es hektisch. Die Leute schieben und drängeln damit jeder einen Platz bekommt und auch wir quetschen uns in das überfüllte, reparaturbedürftige Auto. Die Fahrt bis zur nächsten Junction, an der wir umsteigen müssen, verläuft rasant gefährlich. Die Fahrer fahren hier alle viel zu schnell und das mit kaputten Autos auf unberechenbaren Strassen, mit Menschen und Schlaglöchern. Selbst auf einspurigen Wegen wird in den Kurven nicht gebremst sondern nur gehupt - nach dem Motto “Aus dem Weg ich komme jetzt!!”. Nachdem wir zweimal umgestiegen sind landen wir am Beach Resort “Kosa Beach”. Der Strand hier ist traumhaft schön und das Meer nicht ganz so gefährlich wie an vielen anderen Orten. Ich sehe einige Touristen aus Deutschland, Japan und den USA. Wir gehen schwimmen und das Wasser ist sehr warm, sehr salzig und mit Müll übersäht. Überall schwimmen Plastiktüten herum und ständig muss ich welche aus dem wegräumen um weiter zu schwimmen. Als später die Wellen etwas stärker werden verschwindet der Unrat wieder und es macht mehr Spaß zu schwimmen. Wir verbringen fast den ganzen Tag am Meer und machen uns erst gegen 18:Uhr wieder auf den Weg zurück. Im Tro-Tro fragt mich ein Mädchen nach meinem Namen, woher ich komme und ob ich bei Facebook bin. Ich beantworte ihre Fragen und kurz darauf zeigt sie mir ihr Handy mit meiner aufgerufenen Facebookseite darauf. Sie sagt: ”I wanna bei your fiend!” und ich bin einfach nur mehr als verblüfft, dass dieses afrikanische Mädchen mitten in der Pampa Internetzugang auf ihrem Handy hat.
Zu Hause angekommen lädt meine Nachbarin Lilly mich zum Fufu essen ein. Ich freue mich über die freundliche Einladung und finde es bewundernswert wie gastfreundlich und großzügig die Menschen hier sind, obwohl sie so wenig haben. Ich esse mein Fufu im Hof und sitze auf einem niedrigen Schemel, genauso wie mein Teller. Zu meiner Nachbarschaft gehören ein paar kleine Babykätzchen, die normalerweise sehr scheu sind. Jetzt da ich esse, sitzen die drei mageren Dinger jedoch direkt vor mir und meinem Teller und schauen mich flehend aus riesigen, von irgendeiner Infektion triefenden Augen an. Mir bricht es fast das Herz weiter zu essen und die Katzen zu ignorieren. Aber Tiere haben hier einen andern Stellenwert und ich kann nicht von dem mir geschenkten Essen, einfach den Tieren etwas geben. Besonders Katzen werden hier nicht gut behandelt, da sie ja keine Nutztiere sind.
Alle Tiere laufen hier frei herum, Ziegen, Schafe, Hühner, Hunde und Katzen. Sie müssen sich ihr fressen selbst zusammen suchen und sehen sehr dünn aus. Gierig stürzen sie sich auf die Essensreste, die hier (wie jeder Müll) einfach in die Botanik geworfen wird. Besonders leid tun mir natürlich die kleinen mageren Katzenbabys. Ich denke ich werde versuchen ihnen heimlich etwas Dosenmilch mit Wasser bereitzustellen. Ich hoffe das ist hier kein schlimmes vergehen. Wenn man bedenkt das die Menschen hier kaum selbst genug haben, kann man verstehen das die Tiere an letzter Stelle kommen und es sicher nicht üblich ist sie mit dem eigenen Essen zu füttern.
In meinem Zimmer angekommen schaue ich noch einen Film und kann durch die besonders starke Hitze und die vielen Eindrücke nicht gut einschlafen.
Dienstag, 27. April 2010
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