Dienstag, 27. April 2010

15.04 Die Ankunft

Die letzte Flugstunde nach Ghana bin ich sehr aufgeregt. Meine Sitznachbarin fragt mich wohin ich Reise und ich erzähle ihr was ich vorhabe. Sie wünscht mir alles Gute und ich mache erste Bekanntschaft mit der ghanaischen Gastfreundschaft. Der Blick aus dem Fenster ist atemberaubend, man hat eine hervorragende Sicht über das Land mit den rotsandigen Straßen und grüner Buschlandlandschaft. Kleine Häuser und Baracken mit bunten Dächern und Fassaden. Ich sehe keine Asphaltstrassen, keine Hochhäuser und lange Strecken auch einfach nur Buschland. Ich kann es kaum glauben nach all der Zeit - ich bin in Afrika! Die Landung ist etwas holperig und ich kralle mich an meinem Sitz fest. Hinter mir sitzen zwei Jungs aus Bayern und als alle Afrikaner aufstehen (die Männer aus Abidjan fliegen weiter), gebe ich mich bei ihnen als Deutsche zu erkennen. Sie sind überrascht und etwas peinlich berührt, da sie den Flug über viel Quatsch erzählt haben und dachten niemand würde sie verstehen. Ich trete aus dem Flieger und hinein in die schwüle Hitze die mich sofort umhüllt und mir für einen Moment den Atem raubt. Die Sonne brennt und wir steigen in den Bus der uns zum Empfangsbereich im Flughafen fährt. Weil ich in überklimatisierten  Flugzeugen immer so friere, bin ich viel zu warm angezogen und fange sofort an zu schwitzen. Am Kotoka International Airport werde ich durch verschiedene Sicherheitsschleusen gelotst. Zuerst Passkontrolle, dann noch mal Passkontrolle, Gepäckannahme, Passkontrolle, Gepäckkontrolle und dann geht’s mit meinem Rucksack und der Tasche, mit den Gastgeschenken auf dem Wagen, Richtung Ausgang. Dort erwartet mich Jörn der Leiter von AIM. in Ghana. Ich werde herzlich begrüßt und begleitet von Männern die für Geld meine Taschen tragen möchten oder uns mit dem Taxi fahren wollen, machen wir uns auf den  Weg zu seinem Auto. Ich erfahre dass ich offensichtlich Glück hatte, denn oft werden  Neuankömmlinge viel länger bei den Kontrollen aufgehalten. Bevor wir fahren gehen wir in einem Forex Bureaux Geldwechseln (Euros in Cedi). Danach geht es auf ins Verkehrschaos von Accra! Die Autos sind zu größten Teil alt und kurz vorm auseinanderfallen. Die Fahrer verständigen sich mit Hupen, Handzeichen und Blickkontakt. Ein Auto reiht sich an das andere und wir kommen nur sehr langsam vorwärts. Zwischen den stinkenden Abgasen und den gefährlichen Fahrmanövern, tummeln sich überall Verkäufer auf den Straßen und bieten die verrücktesten Waren an. Wir haben aufgrund der Hitze beide Fenster geöffnet und jedes mal wenn wir in Stau geraten (eigentlich die ganze Zeit), versuchen die Männer und Frauen ihre Waren, die sie natürlich auf dem Kopf tragen, an uns zu verkaufen. Unter anderem verkaufen sie Bilderrahmen, Eis, Wasser, Handykarten, selbst gekochtes und gebackenes ect. Der Straßenrand ist ebenfalls von Händlern überlaufen, die unterschiedlichsten Sachen und Dienstleistungen werden hier in kleinen, bunt bemalten Holzverschlägen angeboten. Man kann sich z.B die Haare schneiden lassen, essen oder einkaufen. Ich bekomme langsam den Eindruck das alle 2,5 Millionen (oder mehr) Einwohner in Accra eine Art von Business haben, denn es ist wirklich voll auf den Strassen. Auch die Wohnhäuser sind kleine provisorisch anmutende Häuschen aus Stein oder Holz. Die Menschen scheinen sich jedoch alle draußen aufzuhalten und man sieht sie auf der Straße schlafen, essen, waschen und Haare frisieren. Durch den dichten Verkehr fahren wir am Makola Market, dem größten Markt in Accra vorbei und auch hier geht es natürlich turbulent zu. Weiter geht es an einer riesigen Car Station vorbei, hier warten Taxen und Tro-tros (Kleinbusse die mehrere Menschen an bestimmte Plätze bringen) auf Fahrgäste. Accra besitzt wenig Merkmale die man aus anderen Städten kennt. Es gibt keinen Stadtkern wie man ihn gewohnt ist und auch größere Gebäude sieht man selten, auf mich wirkt es eher wie eine Art große Siedlung. Am Präsidentenpalast, dem Golden Jubilee House, vorbei führt es uns langsam aus der Stadt heraus und der Verkehr wird sofort flüssiger. Nach dem ganzen Trubel bin ich froh nun ein bisschen von der Landschaft zu sehen, die überraschend grün ist. Trotz des Fahrtwindes ist mir heiß und ich schwitze bei 35 C° im Schatten.
Die ca. 120 km von Accra nach Komenda können je nach Verkehrslage 2-5 Std. dauern. Wir brauchen insgesamt 3 ½ Std, fahren aber nicht direkt nach Komenda, sondern zuerst zu einem Fußballspiel, zu Ehren des letzten Schultages, zwischen verschiedenen Highschools. AIM hat das Spiel organisiert und ich lerne hier Hanna und Adrian kennen, zwei der anderen fünf Freiwilligen. Des weitern treffe ich Solomon meinen zukünftigen Ansprechpartner und einige weitere AIM Mitglieder, Jugendliche und Bewohner aus Komenda. Jörn hat Halsschmerzen und wir bleiben nicht lang. Es geht weiter nach Komenda und ich bin froh nun endlich mein zu Hause für die nächsten drei Monate kennenzulernen.
Der Weg wird schwerer zu passieren, er ist buckelig und am Straßenrand stehen Palmen und hohe Gräser, wir fahren sozusagen ins Buschland. Ankommen machen wir uns schwer bepackt mit meine Sachen auf den Weg zu meinem Zimmer. Wir betreten einen dunklen Hinterhof in dem einige Frauen Essen zubereiten und aufräumen. Ich werde meiner Vermieterin, einer ältern Frau vorgestellt und Lilly einem jungem Mädchen, das als Sekretärin für AIM. arbeitet. Vom Hof gehen mehrere Türen ab, meine liegt parallel zum Eingang. Das Zimmer ist grün gestrichen, es gibt ein Bett, ein Schreibtisch, drei Stühle und ein Regal für meine Klamotten soll noch folgen. Als wir mein Zimmer betreten erschrecke ich mich fälschlicherweise über eine Spinne, die sich dann aber als Eidechse herausstellt und ich bin froh einen Gast zu haben der mir die ungeliebten Spinnen wegfrisst. “Badezimmer” und Küche teile ich mir mit Pia und Milena, die in einem Haus ein paar Meter entfernt wohnen, sie haben jedoch gerade Urlaub und kommen erst Ende nächster Woche wieder. Allein in meinem Zimmer räume ich erstmal ein paar meiner Sachen aus und versuche mein Moskitonetz anzubringen, ich komme aber leider nicht an den Hacken. Es ist halb 7 Uhr und wird dunkel, nach der langen Reise und der Hitze habe ich ein großes Bedürfnis mich zu duschen. Ich schnappe mir meine Taschenlampe und gehe rüber zum Duschraum. Der Lichtkegel meiner Lampe zieht einige größere Flugtiere an. Plötzlich bewegt sich ein Stein auf dem Boden und ich erkenne das der vermeintliche Stein eigentlich eine dicke fette Kröte ist, auf die ich fast getreten wäre.
Meine Dusche besteht aus zwei Eimern, ein Großer in dem sich das Duschwasser befindet und ein kleiner mit dem ich das Wasser heraus schöpfe, um mich abzuduschen. Als ich mich erfrischt auf den Rückweg machen will, wartet Adrian schon auf mich, um mich zum Abendessen in sein Haus abzuholen. Vorher zeige ich ihm mein Zimmer und er bringt mir netterweise mein Moskitonetz an. Adrians, Hannas und Toms Haus ist ca. 50m entfernt. Da alle anderen Freiwilligen im Moment nicht da sind und erst in den nächsten Tagen zurückkehren, essen wir allein. Es gibt Spaghetti mit Ei und Zwiebeln, nicht sehr afrikanisch, aber lecker! Wir trinken Pure Water. - In 500ml Plastikbeutel abgepacktes chemisch gereinigtes Wasser (das auch so schmeckt) und getrunken wird in dem man eine Ecke abbeißt und dann den Inhalt aussaugt.

Mein Zimmer
Patience und Cecilia beim kochen in unserem Hof

Meine Zimmertür von außen

Meine Vermieterin mit Patience Baby Lilly

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