Nach einer sehr kurzen Nacht, stehe ich morgens um 5Uhr auf und nehme meine vorerst letzte "Eimer-Dusche." Ich packe meine restlichen Sachen und verschenke alles was ich nicht mitnehmen kann an Patience und die kleine Cecilia. Dann sitze ich in meinem lehrem Zimmer auf gepackten Koffern und warte. Sam hat mich am Abend zuvor angerufen und gesagt sein Fahrer Felix würde mich zwischen 6 und 7 Uhr abholen. Welch ein Luxus direkt vor der Haustür abgeholt zu werden und ich hatte mir schon Gedanken gemacht, welchen Bus ich nehme und wie ich mein Gepäck dorthin bekomme. Trotzdem eine unmenschliche Zeit zum Aufbrechen, wie ich finde, insbesondere nach meiner kleinen Feier am Abend zuvor und den damit verbundenen ungewohnten Alkoholkonsum. Felix ist sogar fast pünktlich und um kurz nach 7 Uhr klopft es an meiner Tür. Wir schaffen mein Gepäck in den Jeep und ich gebe meinen Zimmerschlüssel noch schnell bei Jörn ab. Dann geht alles ganz schnell. Ich verabschiede mich noch von Pia, die schon wach ist, weil sie mal wieder einen Malariatest machen muss. Dann fahren wir auch schon los. Unglaublich schnell erreichen wir Cape Coast. Mit dem Trotro brauchte ich bis zu einer Stunde, weil überall angehalten wird, um die Leute ein- und aussteigen zu lassen und die Kleinbusse oft schon fast auseinanderfallen. Mit Felix brauchen wir nur gute 20min. Die Fahrt nach Obuasi dauert insgesamt ca. 3 Std. und wie immer schaue ich trotz Müdigkeit wie gebannt aus dem Fenster. Die Orte durch die wir fahren sehen nicht viel anders aus als die Region um Komenda. Aber die Landschaft wird je weiter wir ins Innland fahren, noch grüner und die Bäume höher. Es kommen uns Lastwagen entgegen, die mit, in mehrere Teile gesägten, riesigen Tropenbäumen beladen sind. Die Strasse ist zwar geteert, aber mit gefährlich tiefen Schlaglöchern übersäht. Felix fährt diese Strecke oft und weiß genau an welchen Stellen er wohin ausweichen muss, trotzdem werde ich während der Fahrt ordentlich durchgeschüttelt. Da die Goldminen ihre Erträge, auf einer anderen Strasse, direkt nach Kumasi und von da aus weiter mit dem Flugzeug transportieren, sehen sie leider keinen nutzen darin Geld in die Verbesserung der Strasse zu stecken.
Obuasi liegt in der Ashanti Region, in der Nähe von Kumasi. Die Stadt ist das Zentrum des Goldbergbaus in Ghana. Bereits seit 1885 wird hier Gold abgebaut. Fast alle der 80.000 Einwohner Obuasis arbeiten oder leben vom Goldbergbau. Die AngloGold Ashanti mit Sitz in Obuasi, ist die größte Einzelgoldmine ihrer Art und das zweitgrößte, börsenorientierte goldproduzierende Unternehmen der Welt überhaupt. Nach Südafrika ist Ghana der zweitgrößte Goldproduzent Afrikas. Gold wechselt sich bei 30-40% Exportanteil mit Kakao als Hauptdevisenbringer ab. Seit 1987 mehrere neue Goldlager entdeckt wurden, erlebt Ghana einen regelrechten Goldrausch. In jüngster Zeit hat dies viel ausländische Goldsüchtige, wie Australier, Briten, Deutsche, Kanadier und Südafrikaner, ins Land gebracht.
Obuasi ist in einem Tal umgeben von grünen Bergen gelegen. Als wir nach 3 1/2 Std. ankommen, regnet es und die Bergspitzen sind verschleiert von einem unwirklichen Dunst aus feuchtem Nebel. Die grünen Hügel sehen dadurch geheimnisvoll und wie verzaubert aus, auch wenn die Stadt selbst auf den ersten Blick weniger schön wirkt. Das "Camp" von der kanadischen Goldmine Pelangio, für die mein Onkel als Projektleiter arbeitet, liegt in einem kleinen Dorf außerhalb von Obuasi. Felix hält vor einem großen gusseisernen Tor und wartet bis uns der Wärter öffnet. Wir fahren auf einen Hof auf dem viele Jeeps geparkt sind und überall Steinproben herumliegen. Umgeben ist der Platz von einem großen Gebäudekomplex. Wir steigen aus und mein Onkel Sam kommt mir entgegen, um mir das Haus und mein Zimmer zu zeigen. Das Haus hat im Zentrum eine Küche und ein großes Gemeinschaftswohnzimmer mit Sofa, Flatscreen und Esstisch. Von hier aus führen zwei Gänge zu den Zimmern. In einem der Gänge zeigt mir Sam mein Badezimmer, dass ich mir mit Rachel, einer 22 jährigen kanadischen Studentin teile. Sam stellt uns vor und sie erzählt mir, dass sie für einen Monat in Ghana ist, um eine Felduntersuchung in Zusammenarbeit mit Pelangio, für ihre Bachelorarbeit durchzuführen. Nur die Besten bekommen einen der begehrten Arbeitsplätze bei den Mining Companies schon während des Studiums und Rachel braucht sich somit jetzt schon keine Gedanken mehr um ihre Zukunft zu machen. Des weiteren werden mir einige der ghanaischen Geologen vorgestellt und ich sehe Ben und Shane wieder, die ich schon zuvor in Begleitung von Sam am Kosa Beach getroffen habe. Ben lebt in Kanada, kommt aber eigentlich aus Südafrika und ist in Johannisburg geboren. Shane (der Metallfan) ist überzeugter NuFu (Neufundländer). Ich lerne auch Esther, die Köchin kennen, die für die Campmitarbeiter kanadisches Essen kocht. Sie ist mir auf Anhieb sympathisch und ich freue mich schon mal wieder eine etwas ausgewogenere Ernährung zu genießen.
Dann führt mich Sam zu meinem Zimmer, dass in einem extra Gebäude gelegen ist. Als ich es betrete stehen meine Sachen schon ordentlich aufgereiht vor dem Bett. Das Zimmer erinnert an ein Hotel und ich friere, denn es gibt eine offensichtlich super funktionierende Aircondition Anlage. Ein riesiges Bett, ein Schreibtisch, Kühlschrank und ein Schrank stehen im Zimmer. Alles ist sauber und gepflegt und ich freue mich die nächsten Tage in einer ganz neuen und anderen Umgebung verbringen zu können. Sam verabschiedet sich nun weil er wieder Arbeiten muss. Das Büro ist in einem der vorderen Gebäude und falls irgendetwas ist kann ich ihn dort finden. Wenn ich Hunger habe, soll ich einfach Esther fragen und wenn ich meine Sachen waschen möchte soll ich sie an Alex, die Reinigungskraft weiter reichen. Von 12 - 13 Uhr ist Mittag und ich kann im Gemeinschaftsraum mit den anderen essen, gibt er mir noch auf den Weg. Etwas sprachlos von soviel Luxus bleibe ich allein im Zimmer zurück und nachdem ich als erstes die Klimaanlage ausgeschaltet habe, verstaue ich erstmal meine Sachen. Im Halbstundentakt werde ich nun von den verschiedensten Leuten besucht: Rachel kommt und fragt ob alles in Ordnung ist, Felix bringt mir eine große Kiste mit Softgetränken, Alex fragt ob ich Wäsche habe und als ich meinen Computer aufgebaut habe, um etwas zu arbeiten, kommt Ben um mir zu sagen , dass ich auch oben im Büro arbeiten kann, damit ich nicht so allein bin. Kurz vor zwölf ruft mich Esther zum Essen und Sam ruft mich an um zu fragen ob ein Moskitonetz brauche.
Schon komisch bis Heute morgen musste ich noch alles unter relativ beschwerlichen Umständen selbst machen. Selbst mein Wasser zum Duschen musste ich vom Dorfbrunnen zu uns tragen. Von Null auf Hundert wird mir nun die ganze Arbeit abgenommen und ich habe das Gefühl jegliche Verantwortung am gusseisernen Eingangstor abgegeben zu haben, um mich komplett in die Hände meines Onkels und seiner Mitarbeiter zu begeben.
Das Mittagessen wird gemeinsam vor dem Fernseher eingenommen. Ich sitze mit Ben und Rachel auf der Coach und schaue den neuen "Crodile Hunter," während wir Thunfischsandwich mit Käse, Salat und Tomaten essen. Die beiden erzählen mir ein bisschen mehr über ihre Arbeit, bis um 13Uhr auch wieder dahin zurück müssen. Shane isst nicht mit uns weil er draußen im Busch Steinproben sammelt. Alle sind hier sehr beschäftigt und ich ziehe mich in mein Zimmer zurück. An meinem schönen Schreibtisch kann ich jetzt all die liegen gebliebene Computer Arbeit machen, für die ich die letzten Wochen weder Lust noch Zeit hatte und mich dabei gedanklich schon aufs leckere Abendessen und eine entspannende Dusche mit Warmwasser und Wasserdruck freuen.
Abends schauen wir eine Comedey Show Namens "Community Collage" die ich sehr empfehlen kann und Sam verabschiedet sich, weil er die nächsten Tage Aufgrund seiner Arbeit nach Tepa in die Nähe von Kumasi muss. Ich soll in zwei Tagen mit Ben dorthin nachkommen. Auch wenn Sam nicht hier ist fühle ich mich bei Ben, Rachel und Shane gut aufgehoben. Ben und Shane stellen sich als viel netter heraus, als ich von meinem ersten Eindruck am Kosa Beach erwartete hätte und sie haben viele interessante Geschichten über ihre Reisen und die sehr abwechslungsreiche, abenteuerliche Arbeit zu erzählen.
Mittwoch, 21. Juli 2010
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