Nach vier Stunden fahrt kommen wir gegen Mittag endlich im "Camp" in Tepa an. Das Haus sieht ähnlich aus wie das in Obuasi. Es ist nur noch nicht ganz so komfortabel, denn dieses Camp wurde gerade erst errichtet. Weil nicht genügend fertige Räume zu Verfügung stehen, werden wir mit meinem Onkel zusammen in einem Hotel in der Nähe wohnen. Doch vorerst laden wir unser Gepäck hier ab um direkt weiter zu den Bohrungen zu fahren. Der Weg dorthin übertrifft die bisherigen Buckelpisten um einiges. Die Straße ist völlig zerfurcht und an einigen Stellen, bin ich sicher das es hier unpassierbar ist, doch der Fahrer bahnt sich seinen Weg durch den Busch und ich hüpfe auf dem Rücksitz von links nach rechts und von oben nach unten. Die Fahrt dauert über eine Stunde und bei der Ankunft bin nur vom sitzen völlig erschöpft. Weiter geht es zu fuß durch den Busch und ich bin froh, dass mir noch in letzter Minute vor Abfahrt, dazu geraten wurde meine Turnschuhe mitzunehmen. Vorbei an wilden Kakao und Bananenbäumen führt die Strecke durch glitschigen Morast. Überall huscht und raschelt es in den Blättern und ich sehe kleine und große Eidechsen durchs Unterholz huschen und dann die Bäume hoch rasen. Auf dem Boden wimmelt es an manchen Stellen von Riesenameisen, die ich noch nicht kenne. Ben geht voraus und bleibt stehen um mir die größte Ameisenstrasse zu zeigen die ich je gesehen habe. Sie ist mindestens 50cm breit, besonders eklig ist jedoch, dass sie auch mindestens 3cm dick ist weil sich die großen Ameisen übereinander stapeln. Ich möchte ein Foto machen und krame in meiner Kameratasche. Plötzlich fühle ich Stiche und ein brennen am Bein und schaue an mir herunter. Hier stehen zu bleiben war keine sehr gute Idee von uns, denn die Ameisen krabbeln mit großer Geschwindigkeit an unseren Beinen hoch und beißen auch noch. Sofort setzten wir uns jetzt wieder schneller in Bewegung und schlagen uns im gehen die Ameisen von den Beinen. Einige haben sich in meinem Schuh verkrochen und noch Stunden später pule ich die fiesen Dinger aus meinen Chuks. Von weitem kann ich schon den Bohrer hören und immer gespannter folge ich Ben durch den rutschigen Morast. Mitten im Nirgendwo taucht ein Lehmhaus auf und ich kann gar nicht glauben, dass sich hier, jemand niedergelassen hat. Dann kommen wir zu einen kleinen Lichtung auf der die Maschine aufgebaut ist. Sam ist schon da und begrüßt uns freudig. Ich hatte mir das Ganze ehrlich gesagt etwas größer und spektakulärer vorgestellt, aber es ist trotzdem sehr interessant zu sehen wie so ein Bohrer funktioniert. Als wir ankommen sind sie erst bei einer Tiefe von 35 Metern. Ein sehr ernst dreinschauender Kanadier steht an den Schalthebeln. Er und ein weiterer Kanadier sind hier für drei Monate, um die Maschine zu bedienen. Einer arbeitet von 7uhr morgens bis 7Uhr abends, während der andere die Schicht von 7Uhr abends bis 7Uhr morgens übernimmt. Es wird also 24Std. ohne Pause durch gebohrt und die beiden ändern nicht die Schichten, weil es noch anstrengender für den Körper wäre sich jedes Mal umzugewöhnen. Ein echter Knochenjob, besonders in der Tropischenhitze. Später erfahre ich jedoch, dass die beiden schon an Orten wie der Arktis gearbeitet haben und Ghana dagegen wie das Paradies ist. Der Job ist ähnlich gut bezahlt und anstrengend wie auf einer Bohrinseln zu arbeiten und dementsprechend hart sehen die Jungs auch aus. Sam und Ben schauen sich die Gesteinproben an und scheinen sehr zufrieden zu sein. Bohrungen durchzuführen ist extrem kostspielig und leider ist es selten, dass bei Neubohrungen auch tatsächlich Gold gefunden wird, doch diese Stelle scheint vielversprechend zu sein.
Auf dem Weg zurück halten wir beim Dorfältesten um ein bisschen gut Wetter zu machen. Pelangio hat das Gebiet natürlich gekauft, aber es ist wichtig den Rückhalt der ansässigen Bevölkerung zu haben. Denn sie wissen am meisten über die Umgebung und mit vielen Dingen können nur sie einem aushelfen. Den nächsten Stopp machen wir bei illegalen Goldsuchern. Um das Goldvorkommen der Region zu überprüfen und sich das örtliche Gold mal näher anzuschauen, geben Sam und Ben vor, Gold kaufen zu wollen. Ich warte vorerst etwas unsicher am Auto, doch dann heißt es "Steph hast du schon mal Gold gesehen? Dann komm mal her!" und ich folge ihnen und Felix zu einem kleinen Bretterverschlag. Hier sitzen ca. 5 übel dreinschauende Männer und starren uns an. Sam erklärt das er Gold kaufen möchte und was sie anbieten können. Einer der Männer steht auf, kramt in seiner Hosentasche und holt dann eine vergilbte Plastikdose heraus. Er öffnet sie und schüttelt kleine runde Goldklümpchen in verschiedenen Größen auf seine Handfläche. Ben schaut sich die Steinchen näher an und reicht eines der Goldnuggets an mich weiter. Wow, ich halte echtes Gold in meiner Hand und fühle mich als würde ich ein neugeborenes Baby halten, die ganze Zeit habe ich Angst ich könnte es fallen lassen oder kaputt machen. Nach dem Gewicht der Nuggets wird der Preis ausgerechnet, diese hier Kosten 2500 Dollar. Sam kauft jedoch nichts und beschwert sich später über den "Obruni - Preis," den die Goldsucher, aufgrund von Bens und meiner Anwesenheit errechnet haben. Goldsuchen ohne Genehmigung und die richtigen Maschinen und Ausrüstungen, ist extrem gefährlich und ein großes Problem in den Goldgebieten von Ghana. Immer wieder werden Männer bei ihrer Suche verschüttet. Zuletzt sind in einer der sehr großen illegalen Goldmine im Norden, 60 Menschen umgekommen.
Wir fahren zurück zum "Camp" und essen dort mit dem Bohrer zu Abend, der die Nachtschicht hat. Mal wieder ein grimmiger Geselle und ich bin froh das im Camp in Obuasi nur sehr nette Leute arbeiten. Danach fahren wir in unser Hotel, das doch etwas weiter weg ist als erwartet. Das Hotel in dem wir eigentlich übernachten wollten war überraschender Weise ausgebucht. In der Dunkelheit müssen wir nun mal wieder über holprige Pisten fahren. Nach einer Weile ruft Ben plötzlich "Halt, Stopp! Nicht weiter fahren!" und Sam bremst abrupt. Direkt vor uns wird die Straße rabenschwarz ,wir sehen das Spiegelbild unseres Autos und ein Straßenschild, von dem nur noch die Spitze aus dem Wasser ragt. In der Dunkelheit war es schwer zu erkennen, aber vor uns ist die Straße mindestens 2m Tief überschwemmt. Wenn wir weiter gefahren wären, hätten wir auf Tauchstation gehen können. Etwas geschockt, doch froh der Gefahr entkommen zu sein, drehen wir um und müssen uns einen anderen Weg zum Hotel suchen.
Das Hotel ist sehr schön und nicht vergleichbar mit den muffigen, feuchten und dreckigen Zimmern die ich bisher buchen musste. Nachdem unsere Sachen verstaut sind, treffen wir uns in der Hotelbar und trinken ein Cidre artiges Getränk. Kanadier (bzw. Südafrikaner) scheinen Trinkspiele zu lieben, denn schon zum zweiten Mal animiert mich Ben zu einem Würfelspiel mit anschließendem Trinkzwang. Wir machen mit und nachdem ich zwei Flaschen ziemlich schnell getrunken habe, merke ich schon einen leichtes Schwindelgefühl im Kopf. Danach wechseln wir zu Amarula, dass ähnlich wie Baileys schmeckt. Ben erzählt uns, dass es in Südafrika einen Marula Baum gibt, von dem die Elefanten gerne essen und daraufhin betrunken werden. Ein kleines Problem denn die besoffenen Elefanten laufen wie verrückt umher und zerstören die Zäune der Farmer.
Nach diesem netten Abend und spannenden Tag falle ich leicht angeheitert und erschöpft ins Bett. Leider muss ich schon um halb sechs wieder aufstehen, weil wir uns früh treffen, um erneut zum Bohrloch zu fahren. Als ich am frühen Morgen aus meinem Hotelfenster schaue kann ich es gar nicht glauben, drei kleine Kolibris flattern vor meinem Fenster und trinken mit ihren kleinen spitzen Schnäbeln Nektar aus den Blumen. Kolibris zählen zu meinen Lieblingstieren und ich freue mich den Rest des Tages darüber, diese kleinen Vögel gesehen zu haben.
Montag, 26. Juli 2010
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Liebe Steffi jetzt habe ich endlich zeit gefunden deine letzten berichte zu lesen. ich freue mich schon sehr auf die nächsten und hoffe das du weiterhin soviele spannende sachen erlebst um sie dann zu berichten!
AntwortenLöschenviele drücker!!!
Meine allerliebste Steffili,
AntwortenLöschendas klingt alles so spannend und die Erzählungen von den Kolibris und den Goldsuchern...wirklich interessant und aufregend. Noch viel mehr freue ich mich aber über baldiges Wiedersehen, wenn wir uns gegenüber sitzen und du mir noch viel mehr erzählst!
Inzwischen werde ich aber auch ein bisschen traurig, dass alles so bald vorbei ist!
Ich drücke dich ganz fest und schreib schnell den nächsten Beitrag!!!