Samstag, 15. Mai 2010

13.05 Schlafen gehen in Komenda...

Nach wie vor werde ich hier sehr früh Müde. Am Anfang dachte ich es würde mit der 2 stündigen Zeitverschiebung zusammenhängen, doch da es mir nach  nunmehr vier Wochen immer noch so geht, denke ich es liegt wohl eher am Klima, der frühen Dunkelheit und dem frühen aufstehen. Manchmal liege ich sogar schon um neun im Bett und könnte schlafen.

Ab sechs Uhr abends wird es hier innerhalb von 15 min Stockduster. Die Moskitos kommen heraus und stechen fast ausschließlich in die Waden und Füße. Da es hier so etwas wie Straßenbeleuchtung natürlich nicht gibt, habe ich immer eine Taschenlampe dabei, um auch wieder nach Haus zu finden-:) Wenn man Glück hat ist die ein oder andere Veranda noch beleuchtet, viele haben aber auch gar keinen Strom in ihren Häusern. Wenn ich mir dann, nach einem leckeren Abendessen bei Kuukua, den Weg durch den Bush zu meinem Haus bahne, kläfft oder knurrt mich schon mal der ein oder andere Hund an und manchmal erschrecke ich mich zu Tode über Menschen, die plötzlich vor mir aus der Dunkelheit auftauchen. In der Regenzeit übersieht man leider schnell mal ein Schlamm- oder Wasserloch und  stapft voll hinein, auch die undefinierbaren Tiere die einen ab und zu anfliegen und mit einem klatschgeräusch am Körper abprallen sind eher unangenehm. Der Sternenhimmel ist in einer solch lichtarmen Umgebung natürlich unschlagbar und auch der Mond scheint hin und wieder so gelb und groß, als könnte man ihn anfassen. Wenn ich an meinem Haus ankomme sitzen dann meist die Kröten vor den letzten Metern bis zum Hofeingang. Sie glotzen mich frech an und ich muss Slalomgehen um keine zu zerquetschen. Mein Heimweg ist also eigentlich recht abenteuerlich, doch mittlerweile ganz normal für mich geworden. Bevor ich schlafen gehe dusche ich jeden Abend, mal abgesehen von der Hitze klebt unheimlich viel Staub auf der Haut und man hat permanent dreckige Füße. Ich wickele mich in mein Duschtuch aus afrikanischem Stoff und laufe rüber zum Haus von Pia und Milena, mit denen ich mir Dusche und Küche teile. Oft muss ich erstmal die Wassertonne, aus der wir alle unserer Duschwasser schöpfen, auffüllen (sieht aus wie eine große Regentonne). Neben der Kochstelle gibt es einen Hahn, der das Wasser aus einem unterirdischen Tank pumpt. Hier fülle ich Eimer für Eimer Wasser auf und bringe es zu unserer Tonne. Mittlerweile trage ich meinen Eimer tatsächlich auf den Kopf, denn meine Arme sind einfach zu schwach für einen 15Liter Eimer nach dem anderen, außerdem schwappt mir so immer das Wasser raus. Die "Kopftragevariante" ist wirklich viel einfacher und effizienter, außerdem bekommt man auch noch eine gute Haltung davon. Es ist echt lustig was hier alles auf dem Kopf getragen wird, ich habe sogar schon Frauen mit ihrer Handtasche auf dem Kopf gesehen und auch die Verkäufer von Eis, Fisch, Kohle ect. wirkten auf mich anfänglich geradezu absurd. Selbst der zweijährige Francis versucht alles auf dem Kopf zu tragen. Neulich sollte er ein Foto zurück ins Zimmer legen und legt es sich im gehen prompt auf den Kopf. Das sah wirklich sehr niedlich aus.

Nach dem Duschen und Open Air Zähneputzen mit Pure Water Tüte, geht es zurück in mein Zimmer. Manchmal setze ich mich auch zu meinen Nachbarn in den Innenhof und spiele Ludo (Mensch ärgere dich nicht) oder unterhalte mich mit Lily und Patience. Die anderen sprechen leider nur Fante, aber auch hier klappt die Verständigung  mit Händen und Füßen einigermaßen. Ludo ist hier allgemein extrem beliebt und jeder von 4 bis ins hohe Alter spielt es leidenschaftlich. Manchmal bin ich nach einem anstrengenden oder ereignisreichen Tag, auch froh einfach nur meine Ruhe in meinen vier Wänden zu haben. Mit Ruhe ist das hier allerdings so ein Problem. In Komenda gibt es unglaublich viele unterschiedliche Kirchen und Glaubensrichtungen bzw. Gemeinden. Die Kirchen bestehen meist aus einem Raum mit Plastikstühlen und Holzbänken. Predigen kann jeder der sich dazu berufen fühlt und viele der Kirchen haben Lautsprecher an der Tür angebracht, damit auch jeder im Dorf bescheid weiß, dass jetzt Gottesdienst ist. Die Gesänge sind leider sehr schlecht und es hört sich eher an als würden Fußballfans besoffen Vereinslieder grölen. Wenn ich in meinem Bett liege habe ich das Gefühl live dabei zu sein und an manchen Tagen (hab das System noch nicht ganz raus) geht der Gottesdienst bis 12Uhr Nachts oder weit später. Ebenfalls tragen meine Nachbarn zum erhöhten Lärmpegel bei. Es wird sich unterhalten, gelacht und gestritten, dann schreit das Baby oder Francis will seine Medizin nicht nehmen. Es gibt hier auch einen Fernseher auf dem alle gemeinsam fernsehen gucken und der dabei gern auf Kinolautstärke gedreht wird, nur leider ohne Dolbysurround Sound. Die Nacht kann also manchmal von den absurdesten Geräuschen  erfüllt sein, dann bin ich froh gute Ohrenstöpsel zu haben. Wenn alles ruhig ist dann hört man die Grillen zirpen, die Frösche quaken und manchmal sogar das Meer rauschen. Ich lege mich dann gemütlich mit Taschenlampe (mal was anderes als kaltes Neonlicht) unter mein Moskitonetz, arbeite noch an meinem Netbook, lese, höre Musik oder schaue einen Film. Ab vier Uhr Morgens kräht der Hahn nach wie vor jede halbe Stunde. Gestern muss ihn jemand erschreckt haben, denn er fühlte sich genötigt schon ab 2Uhr Morgens Alarm zu schlagen. Ich wäre nicht traurig wenn das Tier irgendwann mal Beilage zu meiner Light Soup und Fufu wäre. Die kleinen Mädchen hier stehen mit dem Hahn auf, fegen und machen andere Hausarbeit. Ich fühle mich manchmal richtig schlecht, wenn ich mich nochmal umdrehe und bis sieben schlafe.

2 Kommentare:

  1. Ich bin verliebt in deinen Blog...

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  2. Nina in Nagpur16. Mai 2010 um 16:52

    zwischen schmunzeln, totlachen, erschreckt sein und den vielen anderen emotionen - ich bin total froh in indien auch ein bisschen afrika durch dich erfahren zu können!!

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