Samstag, 15. Mai 2010

Fotos

 
Mein Krötenbesuch
Lecker Futter für die Tiere.

Ausgehen in Cape Coast
Stacheldrahtzaun mal anders!
 
Auch die Ghanaer sind Fussball begeistert!
 
Ein Laden in Elmina. Hier sind fast alle S
 
Der Hafen von Elmina
Elmina Castle
Durch dieses Loch wurden die Sklaven einer nach dem anderen in die Schiffe verfrachtet.

13.05 Schlafen gehen in Komenda...

Nach wie vor werde ich hier sehr früh Müde. Am Anfang dachte ich es würde mit der 2 stündigen Zeitverschiebung zusammenhängen, doch da es mir nach  nunmehr vier Wochen immer noch so geht, denke ich es liegt wohl eher am Klima, der frühen Dunkelheit und dem frühen aufstehen. Manchmal liege ich sogar schon um neun im Bett und könnte schlafen.

Ab sechs Uhr abends wird es hier innerhalb von 15 min Stockduster. Die Moskitos kommen heraus und stechen fast ausschließlich in die Waden und Füße. Da es hier so etwas wie Straßenbeleuchtung natürlich nicht gibt, habe ich immer eine Taschenlampe dabei, um auch wieder nach Haus zu finden-:) Wenn man Glück hat ist die ein oder andere Veranda noch beleuchtet, viele haben aber auch gar keinen Strom in ihren Häusern. Wenn ich mir dann, nach einem leckeren Abendessen bei Kuukua, den Weg durch den Bush zu meinem Haus bahne, kläfft oder knurrt mich schon mal der ein oder andere Hund an und manchmal erschrecke ich mich zu Tode über Menschen, die plötzlich vor mir aus der Dunkelheit auftauchen. In der Regenzeit übersieht man leider schnell mal ein Schlamm- oder Wasserloch und  stapft voll hinein, auch die undefinierbaren Tiere die einen ab und zu anfliegen und mit einem klatschgeräusch am Körper abprallen sind eher unangenehm. Der Sternenhimmel ist in einer solch lichtarmen Umgebung natürlich unschlagbar und auch der Mond scheint hin und wieder so gelb und groß, als könnte man ihn anfassen. Wenn ich an meinem Haus ankomme sitzen dann meist die Kröten vor den letzten Metern bis zum Hofeingang. Sie glotzen mich frech an und ich muss Slalomgehen um keine zu zerquetschen. Mein Heimweg ist also eigentlich recht abenteuerlich, doch mittlerweile ganz normal für mich geworden. Bevor ich schlafen gehe dusche ich jeden Abend, mal abgesehen von der Hitze klebt unheimlich viel Staub auf der Haut und man hat permanent dreckige Füße. Ich wickele mich in mein Duschtuch aus afrikanischem Stoff und laufe rüber zum Haus von Pia und Milena, mit denen ich mir Dusche und Küche teile. Oft muss ich erstmal die Wassertonne, aus der wir alle unserer Duschwasser schöpfen, auffüllen (sieht aus wie eine große Regentonne). Neben der Kochstelle gibt es einen Hahn, der das Wasser aus einem unterirdischen Tank pumpt. Hier fülle ich Eimer für Eimer Wasser auf und bringe es zu unserer Tonne. Mittlerweile trage ich meinen Eimer tatsächlich auf den Kopf, denn meine Arme sind einfach zu schwach für einen 15Liter Eimer nach dem anderen, außerdem schwappt mir so immer das Wasser raus. Die "Kopftragevariante" ist wirklich viel einfacher und effizienter, außerdem bekommt man auch noch eine gute Haltung davon. Es ist echt lustig was hier alles auf dem Kopf getragen wird, ich habe sogar schon Frauen mit ihrer Handtasche auf dem Kopf gesehen und auch die Verkäufer von Eis, Fisch, Kohle ect. wirkten auf mich anfänglich geradezu absurd. Selbst der zweijährige Francis versucht alles auf dem Kopf zu tragen. Neulich sollte er ein Foto zurück ins Zimmer legen und legt es sich im gehen prompt auf den Kopf. Das sah wirklich sehr niedlich aus.

Nach dem Duschen und Open Air Zähneputzen mit Pure Water Tüte, geht es zurück in mein Zimmer. Manchmal setze ich mich auch zu meinen Nachbarn in den Innenhof und spiele Ludo (Mensch ärgere dich nicht) oder unterhalte mich mit Lily und Patience. Die anderen sprechen leider nur Fante, aber auch hier klappt die Verständigung  mit Händen und Füßen einigermaßen. Ludo ist hier allgemein extrem beliebt und jeder von 4 bis ins hohe Alter spielt es leidenschaftlich. Manchmal bin ich nach einem anstrengenden oder ereignisreichen Tag, auch froh einfach nur meine Ruhe in meinen vier Wänden zu haben. Mit Ruhe ist das hier allerdings so ein Problem. In Komenda gibt es unglaublich viele unterschiedliche Kirchen und Glaubensrichtungen bzw. Gemeinden. Die Kirchen bestehen meist aus einem Raum mit Plastikstühlen und Holzbänken. Predigen kann jeder der sich dazu berufen fühlt und viele der Kirchen haben Lautsprecher an der Tür angebracht, damit auch jeder im Dorf bescheid weiß, dass jetzt Gottesdienst ist. Die Gesänge sind leider sehr schlecht und es hört sich eher an als würden Fußballfans besoffen Vereinslieder grölen. Wenn ich in meinem Bett liege habe ich das Gefühl live dabei zu sein und an manchen Tagen (hab das System noch nicht ganz raus) geht der Gottesdienst bis 12Uhr Nachts oder weit später. Ebenfalls tragen meine Nachbarn zum erhöhten Lärmpegel bei. Es wird sich unterhalten, gelacht und gestritten, dann schreit das Baby oder Francis will seine Medizin nicht nehmen. Es gibt hier auch einen Fernseher auf dem alle gemeinsam fernsehen gucken und der dabei gern auf Kinolautstärke gedreht wird, nur leider ohne Dolbysurround Sound. Die Nacht kann also manchmal von den absurdesten Geräuschen  erfüllt sein, dann bin ich froh gute Ohrenstöpsel zu haben. Wenn alles ruhig ist dann hört man die Grillen zirpen, die Frösche quaken und manchmal sogar das Meer rauschen. Ich lege mich dann gemütlich mit Taschenlampe (mal was anderes als kaltes Neonlicht) unter mein Moskitonetz, arbeite noch an meinem Netbook, lese, höre Musik oder schaue einen Film. Ab vier Uhr Morgens kräht der Hahn nach wie vor jede halbe Stunde. Gestern muss ihn jemand erschreckt haben, denn er fühlte sich genötigt schon ab 2Uhr Morgens Alarm zu schlagen. Ich wäre nicht traurig wenn das Tier irgendwann mal Beilage zu meiner Light Soup und Fufu wäre. Die kleinen Mädchen hier stehen mit dem Hahn auf, fegen und machen andere Hausarbeit. Ich fühle mich manchmal richtig schlecht, wenn ich mich nochmal umdrehe und bis sieben schlafe.

Donnerstag, 13. Mai 2010

Fotos

 Meine kleine Nachbarin Tabita



    
Pia, Hanna, Milena und Kuukua. Im Hintergrund ist der ausgesprochen schicke Laden von Kuukua zu sehen. Sie ist sozusagen die Mama für uns Volontäre und wir sitzen bei ihr am Shop unterhalten uns, gönnen uns mal eine Cola und oft werden wir auch von ihr zu Essen eingeladen. Heute abend werde ich bei ihr ein leckeres Egg Sandwich essen.

Der Strand in Komenda, an den wir alle viel zu selten gehen.
 
So sieht mein Tag hoffentlich erst im August wieder aus, wenn ich Urlaub habe.

0. Ein Monat in Ghana - Aktuelle Geschehnisse

Hallo zusammen,

Vielen Dank für euere Kommentare! Ich freue mich wirklich sehr darüber von euch zu hören und direktes Feedback (auch Kritik) und Infos aus BS von euch zu bekommen, schließlich weiß ich ja sonst gar nicht ob überhaupt jemand meinen Blog liest. Also schreibt  mir weiterhin fleißig!
Hier stelle ich mich überings bei Africa Help vor: http://africahelp.org/blog/

Pia meine Projektpartnerin ist leider an Typhus erkrankt. Gestern bin ich mit ihr nach Cape Coast gefahren, um einen Malariatest zu machen, weil sie am Tag zuvor Fieber bekommen hatte. Das Ergebnis war Typhus. Da ihr Fieber auf und abgeht besteht jedoch weiterhin  die Wahrscheinlichkeit dass sie Malaria hat, denn die Bluttests liegen hier oft falsch. Heute hat sich dann ihr Zustand verschlechtert und in Begleitung von zwei anderen Freiwilligen wurde sie ins Krankenhaus nach Takoradi gebracht. Ich hoffe, dass sie sich schnell kuriert und nicht im Krankenhaus bleiben muss. Kommende Woche wollen wir eigentlich mit den Workshops in den Schulen beginnen und ich hoffe wir können gemeinsam starten.

Am Dienstag wird das gesamte AIM. Team nach Accra reisen, um die CD von Milena und AIM Deutschland im Goethe Institut der Öffentlichkeit zu präsentieren. Ich habe meine Tante eingeladen und hoffe das sie es schafft teilzunehmen. Während alle anderen noch in der gleichen Nacht zurück fahren, möchte ich gern im Haus meiner Tante übernachten, um am nächsten Tag einen Termin bei der Friedrich Ebert Stiftung wahrnehmen zu können. Hier wollen Pia und ich um finanzielle Unterstützung für unser Youth Magazine Projekt bitten. So wie es aussieht werde ich aber mit Kojo (unserem Projektbetreuer) allein gehen müssen. Ich freue mich schon sehr darauf nach Accra zu reisen und werde euch nächste Woche darüber berichten.

Gestern hatte meinen ersten Fante unterricht und meine Arbeit wird auch langsam mehr. Zurzeit arbeite  ich an einer Sponsorenanfrage für eine Druckerei die unser Magazin kostengünstig drucken soll, bereite weiterhin den Deutschunterricht vor (es werden immer mehr Schüler!) und muss jetzt auch Pias Job übernehmen einen offiziellen Brief an die Friedrich Ebert Stiftung zu schreiben. Außerdem soll ich einer Mitarbeiterin des DEDs bei der Logo-Entwicklung  für einen speziellen Event helfen. Gestört wird die eigene Arbeit durch permanente Strom- und Internetausfälle, die es einem manchmal echt schwer machen voran zu kommen. So oft ich kann lade ich deswegen mein Netbook auf, in der Hoffnung genügend Akkuleistung für eventuelle Stromengpässe zur Verfügung zu haben.

5.So lustig kann kultureller Austauch sein...

Aufgrund der Probleme zwischen den Volontären und der Organisationsleitung von AIM, wurde ein zweitägiger Workshop ins Leben gerufen. Thema sind kulturelle Unterschiede und daraus resultierende Missverständnisse, sowie die konkrete Auseinandersetzung und mögliche Lösungen, für die aktuellen Konflikte. Um euch nicht zu langweilen möchte ich an dieser Stelle nicht auf den langwierigen Workshop und die Problembehandlung eingehen, nur soviel: die Situation scheint sich zu verbessern und ich fühle mich wieder wohler innerhalb der Organisation und hoffe das einige Verbesserungen in Angriff genommen werden. Während des Seminars sind jedoch sehr aufschlussreiche private Gespräche entstanden, deren Inhalt ich euch nicht vorenthalten möchte.

Lily (meine Nachbarin und AIM Sekretärin) und ich sind etwas zu früh am Komenda Grace Hotel, in dem unsere internen Workshops stattfinden, angekommen. Wir setzten uns in die Lobby und Lily fragt mich ob es stimmt, dass in Deutschland alle Frauen Hausfrauen wären. In Ghana arbeiten Frauen und Männer gleichermaßen, manchmal verdient eine Frau auch mehr als ihr Mann und unterstützt die ganze Familie. Wenn man nicht arbeitet wird man schnell als faul eingestuft. Ich erkläre Lily, dass Frauen in Deutschland auch berufstätig sind und es fast ebenso üblich ist das die Frau einer Arbeit nachgeht wie in Ghana. Da wir jedoch nicht im großen Familienverband leben, ist es aber oft gar nicht so einfach eine vernünftige Betreuung für die eigenen Kinder zu finden. In Ghana wird eine Mutter meistens ständig vom Rest der Familie (Oma, Schwester, Cousine ect) unterstützt, die alle mit im Haus leben. Daraufhin fragt mich Lily warum man sich nicht einfach ein Hausmädchen nehmen würde, die sich um alles kümmert. Ich antworte, dass dies leider ziemlich teuer ist und ein normal verdienender sich so etwas nicht leisten könne. Lily fängt an zu lachen und fragt mich für was das Mädchen denn bezahlt werden würde, in Deutschland müsse man ja als Haushaltshilfe noch nicht einmal richtig arbeiten! Die Wäsche muss nur in die Waschmaschine, die Kinder werden mit dem Auto in die Schule gefahren und zum kochen und sauber machen hat man genügend Hilfsmittel. In Ghana werden oft junge Mädchen aus armen Familien zu anderen geschickt die etwas mehr haben. Das Mädchen muss dann schon um vier oder fünf Uhr Morgens mit ihrer Arbeit anfangen. Fegen, Wasser holen,  Feuer machen, Frühstück bereiten, die Kinder anziehen und zur Schule bringen, Fufu fürs Mittagessen stampfen und die Wäsche für die gesamte Großfamilie mit der Hand waschen. Im Gegenzug bekommt sie Essen und Kleidung gestellt und wenn sie besonders viel Glück hat, schickt sie ihre Gastfamilie sogar in die Schule. Ihre eigene Familie, darf sie dann nur noch etwa einmal im Monat sehen. Lily kann gar nicht verstehen, dass sich in Deutschland niemand unentgeltlich für diese Arbeit zur Verfügung stellen würde und schlägt vor ein Geschäft daraus zu machen und selbst nach Dt zu gehen, um ihre Arbeit für wenig Geld anzubieten. Als ich sehe wie entrüstet Lily über unsere Haushälterinnen ist, muss ich auch lachen und fange selbst an mich zu fragen worüber wir uns bei der Hausarbeit in Deutschland eigentlich beschweren. Auch ich laufe hier mit 15 Liter Eimer auf dem Kopf, acht bis zehn mal hin und zurück, um unsere Duschwassertonne aufzufüllen, wasche Wäsche und Geschirr mit Hand und fege jeden Tag weil es hier einfach immer staubig ist und alles sofort dreckig wird. Selbst sieben oder acht Jährige Mädchen verrichten hier diese Aufgaben und können schwerere Eimer tragen als ich, weil sie es von klein gewohnt sind. Im Vergleich dazu relativiert sich die Hausarbeit in Deutschland tatsächlich und ich habe das Gefühl nach meiner Rückkehr, vielleicht weniger Probleme damit zu haben, mal eben die Wäsche aus der Maschine zu holen.

Nach und nach kommen jetzt auch die anderen Freiwilligen, Kojo Junior (der Workshopleiter) und Solomon hinzu. Wir überlegen was es in der Mittagspause zu essen geben soll. Denn es wird nichts vom Hotel vorbereitet, sondern eine Frau aus dem Dorf wird dafür bezahlt und bringt das Essen dann zum Hotel. Wir schweifen jedoch ab und schnell geht es um Essen im allgemeinen und was jeder mag oder nicht mag. Kojo schwärmt von Light Soup mit Grascutter, ein Ratten ähnliches Tier das zum Bush Meat gezählt wird. Er erklärt, dass der Kot des Tieres als besonderer Geschmacksverstärker mit in die Suppe getan wird. Wir sind natürlich alle angewidert und ich bin froh hier noch kein Bush Meat probiert zu haben. Die Ghanaer im Raum können unsere Entrüstung nicht verstehen und versuchen zu erklären, dass dieser Kot als Bestandteil der Suppe gilt und nicht mehr als sogenannte "Scheiße" gesehen wird. Wo wir schon bei ungewöhnlichen Essgewohnheiten sind, wird nun darüber geredet wie schmackhaft Hunde und Katzen sind. Diese Tiere werden hier tatsächlich gegessen und insbesondere Katzen sollen sehr lecker sein, auch Lily kann dies Bestätigen. Leider kann ich dem nichts abgewinnen, genauso wie den Riesenschnecken, die es hier überall zu kaufen gibt. Eine lustige Diskussion entsteht, doch irgendwie werden wir uns nicht einig.

Als wir dann gegen Mittag sehr leckeren Reis mit Tomaten Stew und Chicken (endlich mal wieder Fleich!) essen. Fragt uns Solomon plötzlich warum wir denn unsere Knochen nicht essen würden? Erst jetzt fällt mir auf, dass alle Ghanaer am Tisch wie wild auf ihren Knochen herum kauen. Bekannt war mir das sie den kompletten Fisch essen, sprich mit Gräten und Kopf, der als besondere Delikatesse und Vitaminlieferant gilt. Aber das sämtliche Knochen gegessen werden überrascht mich dann doch. Wir erklären das wir in Deutschland von klein auf beigebracht bekommen weder Gräten noch Knochen zu essen, weil es gefährlich ist. Sogar die Hunde bekommen bei uns keine Hühnerknochen zu fressen , weil sie sich daran verschlucken könnten. Daraufhin ist das Gelächter groß. Die Ghanaer kriegen sich kaum noch ein vor lachen und versichern uns, dass bei ihnen die Knochen als besonders gesund, gut für die Zähne und den Knochenaufbau gelten. Mütter sagen hier ihren Kinder iss deine Kochen auf, wie unsere iss dein Gemüse. Es ist wirklich herrlich komisch wie unterschiedlich Kulturen sein können. Oftmals kann man darüber lachen, aber manchmal führt es auch zu völlig unbeabsichtigten Missverständnissen.

4.Gehen oder bleiben?

Da ich einige Probleme mit meiner Organisation hatte, habe ich länger nicht mehr geschrieben. Ich wusste nicht was ich schreiben soll, da ich sogar überlegt hatte die Organisation zu verlassen und auf eigene Faust hier zu bleiben.
   
Seit meiner Ankunft konnte ich die Probleme zwischen der Organisationsleitung und den Freiwilligen spüren. Auch ich selbst habe mich nicht ausreichend betreut gefühlt. Die Begrüßung war freundlich aber kurz. Nachdem mich Jörn in meinem Zimmer abgesetzt hat, bekam ich ihn erst acht Tage später, zum General Meeting wieder zu Gesicht. Die anderen Volontäre waren dafür verantwortlich mir alles zu zeigen  und mich überall vorzustellen. Leider waren bei meiner Ankunft nur zwei Freiwillige anwesend, auf die ich dann angewiesen war. Niemand war hier um mich in mein Projekt einzuweisen und auch der Deutschunterricht war eher eine spontane Idee, nach dem Motto "Du hast ja grad Zeit, dann mach doch Morgen mal einen Deutschkurs!". Da ich nur eine sehr kurze Zeit hier bin, wäre es auch nett gewesen wenn mir jemand vorher Berichtet hätte, dass Pia erst zwei Wochen nach meiner Ankunft wieder zurück ist und über drei Wochen Schulferien sind, in denen man eh nicht viel machen kann. Für mich wäre es sehr gut möglich gewesen einen Monat später zu kommen. Nun habe ich meinen ersten Monat nicht viel arbeiten können. Ich versuche mir mit dem Deutschkurs Mühe zu geben und fange an mit Pia die kommenden Wochen zu planen. Gerne hätte ich jedoch von Anfang an gearbeitet und nicht das Gefühl gehabt meine Zeit zu vergeuden, schließlich bin ich nicht zum Urlaub hergekommen. Viel schlimmer waren jedoch die Auseinandersetzungen der Freiwilligen mit der Organisationsleitung, mit denen ich persönlich eigentlich nichts zu tun hatte. Die Volontäre fühlten sich kontrolliert, bevormundet, nicht ernst genommen, nicht genügend Betreut ect. und bei mehreren Meetings eskalierte die Situation, bis hin zu Beleidigungen. Das ganze Gipfelte mit dem plötzlichen Rauswurf einer der Freiwilligen. Dieser Rauswurf ließ die Situation vollends überkochen, die Entlassung wurde dann aber auch nach einigen Tagen wieder zurück genommen. Es entstanden zwei Lager, Freiwillige gegen Management und ich war irgendwo Mitten drin. Unter der Drohung uns alle nach Hause zu schicken, wurde sogar versucht uns zu zwingen  neue Regeln zu unterschreiben und der Ton und die gesamte Situation waren kaum noch erträglich. Gerade erst in Ghana angekommen hätte ich mich gerne über meine Arbeit oder die Schönheit des Landes unterhalten, aber alles drehte sich nur von Morgens bis Abends um Probleme, mit denen ich nichts zu tun hatte. Auch der Versuch AIM Deutschland um Hilfe zu bitten, war eher erfolglos. Sogar die Arbeit wurde deswegen niedergelegt und meine fing natürlich gar nicht erst an, genauso wie der versprochene und bezahlte Fante unterricht. Gefangen und hilflos in dieser unglücklichen Situation, bat ich den Organisationsleiter um ein persönliches Treffen. Im Gespräch erklärte ich mein Dilemma und meinen Wunsch die Organisation unter diesen Umständen vielleicht verlassen zu wollen. In meinen Augen konnte mir AIM keine konstruktive Unterstützung oder Arbeitsgrundlage bieten. Außerdem war und ist mein Vertrauen in die Kompetenz von AIM Ghana, durch die meiner Meinung nach schwache Handhabung der Problemlage nachhaltig gestört und auch ich selbst konnte Schwachstellen in der Persönlichen- und Projektbetreuung feststellen. Ich habe in Deutschland über ein Jahr für diesen Aufenthalt gespart und bezahle jeden Cent selbst. Ghana ist für mich nicht irgendein Land, sonder mein zweites Heimatland. Ich bin hier hergekommen um etwas für andere und für mich selbst zu erreichen und nicht um mich mit lächerlichen Problemen auseinandersetzen zu müssen. Ich hatte das Gefühl von der Organisation gebremst anstatt weiter gebracht zu werden. Jedoch war es für mich nie eine Option früher nach Hause zu reisen. Das Land und die Menschen sind wirklich unbeschreiblich und Heimweh konnte sich bei mir noch nicht entwickeln. Außerdem wäre es quatsch sich von so etwas den gesamten Aufenthalt vermiesen zu lassen. Eine Möglichkeit für mich wäre gewesen, bei meiner Tante oder ihrem Mann zu arbeiten. Es gab Gespräche und beide hätten Arbeit für mich gehabt.

Nach reiflicher Überlegung bin ich nun zu dem Schluss gekommen bei AIM zu bleiben. Mein Entschluss hängt jedoch nicht mit der Organisation, sondern vielmehr mit dem Projekt zusammen, dass ich gemeinsam mit Pia beenden möchte. Ich glaube an das Youth Magazine und an die Zusammenarbeit mit Pia und bin sicher das wir ein gutes Ergebnis erreichen können. Nach nun immerhin schon vier Wochen, hoffe ich ab Montag endlich meine Arbeit aufnehmen zu können.

3.Du arbeitest doch im Fieber?!

Hanna (eine der Freiwilligen) hat Heute Geburtstag. Gemeinsam fahren wir abends nach Cape Coast, um ein bisschen zu feiern. Wir gehen zu einer Reggae Party und ich lerne viele lustige neue Leute kennen. Die Musik kommt aus riesigen kaputten Boxen, aus denen der Sound blechern und  dumpf zugleich klingt. Die Lieder sind aber trotzdem gut und wir haben großen Spaß beim tanzen. Der ghanaische Tanzstil ist bei den Frauen von Popo wackeln geprägt, während die Männern auch gern mal eine Art Robotstyle tanzen. Man bekommt die lustigsten Performances dargeboten und es macht spaß einfach nur zu beobachten. Während ich so da sitze, spricht mich plötzlich ein weißes Mädchen an. Auf deutsch sagt sie:" Hi ich bin Gwen, tut mir leid das ich dich so anquatsche, aber ich kenn dich aus Braunschweig, du arbeitest doch im Fieber, oder?" Völlig schockiert gucke ich sie mit großen Augen und offenem Mund an. Ich glaube es einfach nicht, dass ich dieses Gespräch in Ghana führe. Wie klein kann denn die Welt nur sein?! Völlig perplex bejahe ich ihre Frage und sie erzählt mir, dass sie schon seit September in Ghana ist, Freiwilligendienst für ein Jahr macht und auch aus Braunschweig kommt. Dann zeigt sie auf einen Ghanaer der von weißen Hippie Mädchen umringt ist, erklärt mir das dies ihr Freund sei und verschwindet kurz darauf wieder. Ich hoffe inständig nicht noch mal ein solches Erlebnis zu haben, irgendwie ist es einfach zu merkwürdig.

Zur späterer Stunde wollen wir uns nach einem anderem Spot (Kneipe/Treffpunkt), umsehen. Wir gehen durch, dass auch zur nächtlicher Stunde sehr belebte Cape Coast und ich fühle mich nicht sehr wohl hier. Viele der Stände sind noch geöffnet, verkauft wird ghanaisches Fastfood und Getränke. Vielerorts stinkt es mal wieder übel nach Fäkalien und einige Menschen schlafen auf der Strasse. Oft sieht man Männer und Jungs pinkeln, die es nicht für nötig halten sich umzudrehen und heute sehe ich zur Feier des Tages den Ersten der im Halbschlaf auf offener Strasse mastubiert. (nicht nur die Inder spinnen, Nina!-:) Gerne hätte ich auf diese Erfahrung verzichtet, genauso wie darauf selber keine Toilette zur Verfügung zu haben. Wenn man hier mal muss geht man ums Eck. So gut wie kein Restaurant, Bar ect. besitzt ein Klo und man wird somit gezwungen selber die "große öffentliche Toilette" zu nutzen, oder man kneift den ganzen Tag die Beine zusammen.

Müde von dem langem Tag und den vielen Eindrücken, die ich hier tagtäglich verarbeite, verabschieden sich Addi, der sich ziemlich krank fühlt und ich schon früher nach Haus. Eine weise Entscheidung wie sich auf der fahrt nach Hause herausstellt, den während wir im Taxi sitzen geht plötzlich die Musik und sämtliche Lichter der Umgebung aus. Light Off! Das bedeutet der Abend ist für die Anderen somit leider auch beendet.

2.Meine zweite Deutschstunde

Heute ist wieder Samstag, etwas zu früh in der Zeit, hole ich den Schlüssel für meinen Klassenraum, bei der kleinen Sonia ab. Kojo Senior, mein ältester Schüler kommt nur 10 Minuten zu spät. Ich bin begeistert von soviel Pünktlichkeit und hoffe, dass die anderen bald folgen werden, damit wir anfangen können. Weil ich um 11Uhr ein AIM Meeting habe, kann ich leider keine zusätzliche Zeit dran hängen. Ich lasse Kojo schon mal den kleinen Übungstest schreiben, den ich vorbereitet habe. Als ich den Test kurz überfliege, freue ich mich über das Ergebnis, er hat zwar einige Rechtschreibfehler, aber die Wörter und kleinen Sätze selbst, konnte er korrekt wiedergeben. Da meine Schüler hauptsächlich sprechen lernen wollen und ich finde, dass dies für die kurze Zeit die wir haben schon schwierig genug ist, lege ich meine Prioritäten auch nicht auf die Rechtschreibung, sondern vielmehr auf Verständnis und Wiedergabe der Sprache.

Um zwanzig nach, treffen dann auch Solomon (mein AIM Ansprechpartner) und Lilly ein. Beide sind in der letzten Stunde nicht da gewesen und mir dämmert langsam dass ich, wenn jedes Mal andere Schüler anwesend sind, wohl niemals über den Stoff der ersten Stunde hinaus kommen werde. Gemeinsam mit Kojo erkläre und wiederhole ich für sie die Inhalte der ersten Stunde. Eine Wiederholung war zwar eh geplant, aber fällt nun natürlich länger aus gedacht. Kojo hat zu meiner Freude, aber unheimlich Spaß daran den anderen zu sagen wie es geht und gleichzeitig zu zeigen was er schon kann. Am Ende bleibt für den neuen Stoff eigentlich keine Zeit mehr und ich schaffe es nur noch schnell die Personal Pronomen an die Tafel zu bringen. Lilly und Solomon sollen den Test zu Hause erledigen, zur Hilfe haben sie die schriftliche Zusammenfassung der ersten Stunde. Ich hoffe beim nächsten Mal kommen mehr als drei, es sind nicht wieder komplett andere und die Pünktlichkeit verbessert sich noch weiter. Normalerweise bescheidene, hier aber doch ehrgeizige Wünsche.

1.Kochen mit Hindernissen

Die Regenzeit hat begonnen und es regnet von nun an ziemlich häufig und die Luftfeuchtigkeit ist besonders hoch. Auf Grund des schlechten Wetters, entstehen noch mehr Stromausfälle als sonst und es zeigen sich wesentlich mehr Insekten und anderes Getier. In Komenda gibt es sehr viele Frösche und Kröten, die jetzt natürlich Hochsaison haben. Wenn ich nach Einbruch der Dunkelheit nach Hause komme, sitzen und hüpfen oft ganz viele dicke fette Kröten vor meinem Haus herum. Manchmal höre ich sie auch  Nachts quaken und man könnte meinen ein Ochsenfrosch sitzt vor meiner Tür, so laut ist nur einziger Frosch. Wenn man an den Tümpeln und Gewässern hier vorbei kommt, kann man sich manchmal gar nicht unterhalten weil der Lärmpegel Flughafenqualität bekommt, so laut sind diese Tiere. Zuerst konnte ich gar nicht glauben, dass diese Geräusche von Fröschen kommen.

Jetzt in der "Rainseason" sieht man auch große Käfer, Riesenameisen und Ameisenstrassen, Termiten, Nachtfalter und natürlich sehr viele Moskitos. Ich bin schon ziemlich zerstochen, obwohl ich immer sehr aufpasse. Leider habe ich meine Malariaprophylaxe nicht vertragen und nehme derzeit gar keine Medikamente mehr gegen Malaria ein. Trotzdem sind die Beine ganz zerstochen und ich muss aufpassen, dass ich die Wunden nicht aufkratze, weil sonst die Fliegen dran gehen und selbst kleine Wunden, sich dadurch sofort entzünden und lange nicht verheilen. Wenn ich Abends zum duschen gehe, geraten ich immer in die Flugschneise von Käfern und Nachtfaltern. Das find ich dann nicht so schön, weil sich die Insekten in der Größe doch sehr von unseren Unterscheiden.
Der Regen hat für mich persönlich aber auch einige Vorteile, es ist Nachts zum Beispiel oft nicht mehr ganz so heiß, tagsüber fliegen unheimlich viele schöne Schmetterlinge und die Katzen können in der Dämmerung viele kleine Leckerbissen finden.

Heute koche ich für die anderen Freiwilligen Groundnutsoup  mit Reis (Erdnusssuppe - keine Ahnung warum die hier Groundnutsoup und nicht Peanutsoup heißt). Die Zutaten kaufe ich alle auf dem Markt in Komenda. Dabei stellt es sich als gar nicht so leicht heraus ein Hühnchen zu bekommen. Weil Fleisch teuer und schwer haltbar ist, wird es oft nur an Feiertagen, von frisch geschlachteten Ziegen oder Hühnern gegessen. Hier am Meer werden stattdessen natürlich viel Fisch und Meeresfrüchte verkauft. Manchmal sieht man die Verkäufer Platten auf ihrem Kopf tragen, auf denen Krebse oder Muscheln mit wunderschön gefärbten Panzern liegen. Neulich haben wir lebende Riesengarnelen gekauft und gekocht. Sie haben wunderbar nach Meer geschmeckt. Ich muss mich allerdings noch daran gewöhnen lebende Tiere ins Kochwasser zu werfen und später den Panzer und die eklig langen Fühler abzupulen,  schließlich kenne ich Garnelen nur vorgeschält aus der Tiefkühltruhe im Supermarkt.:)

Zurück zum Fleisch, ich brauche Chicken und werde nach langem suchen und viel Fragen, bei einem Stand abseits des Marktplatzes fündig. Der Inhaber führt mich in einen Hinterhof bei seinem Wohnhaus, dass direkt hinter seinem Stand steht und wir betreten einen kleinen dunklen Raum, der sein Lager zu sein scheint. In Deutschland hätte das Gesundheitsamt seinen  Laden wahrscheinlich sofort geschlossen, hier gilt er als gut sortiert und ordentlich. Für mein empfinden ist es ziemlich dreckig, alles steht durcheinander, aber er besitzt tatsächlich eine Tiefkühltruhe! Als er sie für mich öffnet bin ich erstmal geschockt. Bergeweise Fleisch verschiedenster Sorten liegen hier unverpackt durcheinander. Wenn man bedenkt wie oft und teilweise lange hier der Strom ausfällt, sollte man eigentlich gar kein Fleisch kaufen, ich bin jedoch mutig und nehme zwei Schenkel. Wer nicht wagt der nicht gewinnt, denke ich mir und wenn man die hygienischen Bedingungen so ernst nähme wie in Deutschland, dürfte man hier eigentlich gar nichts mehr essen.

Frohenmutes möchte ich gegen Abend anfangen zu kochen. Da hier aber immer alles anders kommt als man denkt, (wie ich ziemlich schnell gelernt habe) fällt natürlich in diesem Augenblick der Strom aus und ich stehe im dunkeln in unserer Küche. Wir haben leider keine Kerzen parat und ich muss meine Taschenlampe als einzige Lichtquelle nutzen. Mit der Lampe im Mund leuchte ich mir also selbst, schnipple Gemüse und schneide das Fleisch von den Hühnerschenkeln (was übrigens gar nicht so einfach ist mit einem zähen Hünchen und Messer ohne Griff).  Als ich den Reis kochen möchte und alle Zutaten in einen großen Topf gebe, verbrenne ich mich an unserer lebensgefährlichen Gasherdkonstruktion und für einen Moment wünsche ich mir zu Hause an meinem eigenen Herd zu stehen, unbedenkliches, vom Fleischer geschnetzeltes Hähnchen zu braten und Dr.Benz Reis zu kochen. Das es einem hier nicht so einfach gemacht wird, ist aber gerade das Abenteuer und man hat zumindest viel zu lachen. Am Ende schmeckt die Suppe übrigens super und ich bin sehr Stolz darauf, meinen ersten Kochdienst auch unter diesen besonderen Umständen gut gemeistert zu haben!Sogar meine afrikanischen Nachbarn konnte ich noch etwas vom Essen abgeben. Obwohl es ihnen natürlich nicht scharf genug war hat es ihnen sehr gut geschmeckt. Ach ja,und keiner hat eine Lebensmittelvergiftung bekommen!

Mein Fazit für den Tag: Vieles ist schwieriger, dauert länger und ist auch schon mal gesundheitsgefährdend, aber am Ende klappt es doch und man freut sich viel mehr über Kleinigkeiten.

Samstag, 1. Mai 2010

Noch mehr Fotos!

Die Kochstelle vor meinem Fenster.
Meine neue Tischdecke von Tante Gloria.

Das Wasser und die netten Sitzbezüge von Gloria.
Wäsche abnehmen auf afrikanische Art.
Milena und Tom haben ein Musikvideo mit den Jugendlichen gedreht.
Hanna und ich warten in Patience Nähladen, auf unsere afrikanischen Kleider.
Hier gehe ich immer ins Internet.
Mein erster Strandtag.

Fotos!

Cape Coast

Meine kleine Nachberin Cecilia mit ihrer Katze, für die wir uns gemeinsam den Namen Erika ausgedacht haben.

Am Strand von Komenda
Meine Nachberin Patience, mit den Babyschuhen von Christians Mutter.
 
Patience kleine Schwester Cecilia.
Die Kätzchen die ich füttere...