Die Regenzeit hat begonnen und es regnet von nun an ziemlich häufig und die Luftfeuchtigkeit ist besonders hoch. Auf Grund des schlechten Wetters, entstehen noch mehr Stromausfälle als sonst und es zeigen sich wesentlich mehr Insekten und anderes Getier. In Komenda gibt es sehr viele Frösche und Kröten, die jetzt natürlich Hochsaison haben. Wenn ich nach Einbruch der Dunkelheit nach Hause komme, sitzen und hüpfen oft ganz viele dicke fette Kröten vor meinem Haus herum. Manchmal höre ich sie auch Nachts quaken und man könnte meinen ein Ochsenfrosch sitzt vor meiner Tür, so laut ist nur einziger Frosch. Wenn man an den Tümpeln und Gewässern hier vorbei kommt, kann man sich manchmal gar nicht unterhalten weil der Lärmpegel Flughafenqualität bekommt, so laut sind diese Tiere. Zuerst konnte ich gar nicht glauben, dass diese Geräusche von Fröschen kommen.
Jetzt in der "Rainseason" sieht man auch große Käfer, Riesenameisen und Ameisenstrassen, Termiten, Nachtfalter und natürlich sehr viele Moskitos. Ich bin schon ziemlich zerstochen, obwohl ich immer sehr aufpasse. Leider habe ich meine Malariaprophylaxe nicht vertragen und nehme derzeit gar keine Medikamente mehr gegen Malaria ein. Trotzdem sind die Beine ganz zerstochen und ich muss aufpassen, dass ich die Wunden nicht aufkratze, weil sonst die Fliegen dran gehen und selbst kleine Wunden, sich dadurch sofort entzünden und lange nicht verheilen. Wenn ich Abends zum duschen gehe, geraten ich immer in die Flugschneise von Käfern und Nachtfaltern. Das find ich dann nicht so schön, weil sich die Insekten in der Größe doch sehr von unseren Unterscheiden.
Der Regen hat für mich persönlich aber auch einige Vorteile, es ist Nachts zum Beispiel oft nicht mehr ganz so heiß, tagsüber fliegen unheimlich viele schöne Schmetterlinge und die Katzen können in der Dämmerung viele kleine Leckerbissen finden.
Heute koche ich für die anderen Freiwilligen Groundnutsoup mit Reis (Erdnusssuppe - keine Ahnung warum die hier Groundnutsoup und nicht Peanutsoup heißt). Die Zutaten kaufe ich alle auf dem Markt in Komenda. Dabei stellt es sich als gar nicht so leicht heraus ein Hühnchen zu bekommen. Weil Fleisch teuer und schwer haltbar ist, wird es oft nur an Feiertagen, von frisch geschlachteten Ziegen oder Hühnern gegessen. Hier am Meer werden stattdessen natürlich viel Fisch und Meeresfrüchte verkauft. Manchmal sieht man die Verkäufer Platten auf ihrem Kopf tragen, auf denen Krebse oder Muscheln mit wunderschön gefärbten Panzern liegen. Neulich haben wir lebende Riesengarnelen gekauft und gekocht. Sie haben wunderbar nach Meer geschmeckt. Ich muss mich allerdings noch daran gewöhnen lebende Tiere ins Kochwasser zu werfen und später den Panzer und die eklig langen Fühler abzupulen, schließlich kenne ich Garnelen nur vorgeschält aus der Tiefkühltruhe im Supermarkt.:)
Zurück zum Fleisch, ich brauche Chicken und werde nach langem suchen und viel Fragen, bei einem Stand abseits des Marktplatzes fündig. Der Inhaber führt mich in einen Hinterhof bei seinem Wohnhaus, dass direkt hinter seinem Stand steht und wir betreten einen kleinen dunklen Raum, der sein Lager zu sein scheint. In Deutschland hätte das Gesundheitsamt seinen Laden wahrscheinlich sofort geschlossen, hier gilt er als gut sortiert und ordentlich. Für mein empfinden ist es ziemlich dreckig, alles steht durcheinander, aber er besitzt tatsächlich eine Tiefkühltruhe! Als er sie für mich öffnet bin ich erstmal geschockt. Bergeweise Fleisch verschiedenster Sorten liegen hier unverpackt durcheinander. Wenn man bedenkt wie oft und teilweise lange hier der Strom ausfällt, sollte man eigentlich gar kein Fleisch kaufen, ich bin jedoch mutig und nehme zwei Schenkel. Wer nicht wagt der nicht gewinnt, denke ich mir und wenn man die hygienischen Bedingungen so ernst nähme wie in Deutschland, dürfte man hier eigentlich gar nichts mehr essen.
Frohenmutes möchte ich gegen Abend anfangen zu kochen. Da hier aber immer alles anders kommt als man denkt, (wie ich ziemlich schnell gelernt habe) fällt natürlich in diesem Augenblick der Strom aus und ich stehe im dunkeln in unserer Küche. Wir haben leider keine Kerzen parat und ich muss meine Taschenlampe als einzige Lichtquelle nutzen. Mit der Lampe im Mund leuchte ich mir also selbst, schnipple Gemüse und schneide das Fleisch von den Hühnerschenkeln (was übrigens gar nicht so einfach ist mit einem zähen Hünchen und Messer ohne Griff). Als ich den Reis kochen möchte und alle Zutaten in einen großen Topf gebe, verbrenne ich mich an unserer lebensgefährlichen Gasherdkonstruktion und für einen Moment wünsche ich mir zu Hause an meinem eigenen Herd zu stehen, unbedenkliches, vom Fleischer geschnetzeltes Hähnchen zu braten und Dr.Benz Reis zu kochen. Das es einem hier nicht so einfach gemacht wird, ist aber gerade das Abenteuer und man hat zumindest viel zu lachen. Am Ende schmeckt die Suppe übrigens super und ich bin sehr Stolz darauf, meinen ersten Kochdienst auch unter diesen besonderen Umständen gut gemeistert zu haben!Sogar meine afrikanischen Nachbarn konnte ich noch etwas vom Essen abgeben. Obwohl es ihnen natürlich nicht scharf genug war hat es ihnen sehr gut geschmeckt. Ach ja,und keiner hat eine Lebensmittelvergiftung bekommen!
Mein Fazit für den Tag: Vieles ist schwieriger, dauert länger und ist auch schon mal gesundheitsgefährdend, aber am Ende klappt es doch und man freut sich viel mehr über Kleinigkeiten.